Die Friedliche Revolution. Das Jahr 1989 in der DDR und seine Vorgeschichte im Spiegel der Literatur
14.01.2019
Ein Aufstand war aussichtslos – diese trostlose Erfahrung durchlebten die Menschen im Ostblock immer wieder. Der Volksaufstand in der DDR im Juni 1953 wurde ebenso niedergeschlagen wie der Posener Arbeiteraufstand im Juni 1956, der Ungarische Volksaufstand im Oktober/November 1956 und schließlich der Prager Frühling 1968. Aber die politische Friedhofruhe, die die Kommunistischen Parteien und ihre sowjetische Schutzmacht verbreiten wollten, kehrte dennoch nie ein. Oppositionelle stellten über graue Literatur (Samisdat) ihre eigene Öffentlichkeit her und in der Tschechoslowakei forderte ein Kreis von Bürgerrechtlern, zu denen der Dramatiker Václav Havel gehörte, mit der Charta 77 die Einhaltung der Menschenrechte ein – hatten doch die Staaten des Warschauer Paktes 1973 die KSZE-Schlussakte von Helsinki mitunterschrieben, mit der auch die Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten, einschließlich der Gedanken-, Gewissens-, Religions- oder Überzeugungsfreiheit, zugesichert wurden.
Dass der Spielraum oppositioneller Kräfte wesentlich davon abhing, wie rigide die Sowjetunion das sozialistische System auch in ihren Vasallenstaaten geschützt sehen wollte, zeigte sich in den 1980er-Jahren dann wieder zunächst in Polen mit der Gründung der freien Gewerkschaft Solidarność. Entstanden nach einem Streik von Arbeitern, wurde sie – trotz des zwischenzeitlich verhängten Kriegsrechts – zur Gegenspielerin des kommunistischen Regimes und rang diesem einen Runden Tisch ab, an dem schließlich 1989 freie Wahlen beschlossen werden. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, die Breschnew-Doktrin, mit der den kommunistischen Staaten des Ostblocks nur eine eingeschränkte Souveränität und der Sowjetunion ein Interventionsrecht zugestanden worden war, für nichtig erklärt.
Ähnlich wie in den anderen osteuropäischen Staaten hatten sich auch in der DDR immer wieder sozialistische Querdenker wie Oppositionelle zu Wort gemeldet, ein leidlich geschützter Raum für Zusammenkünfte bot sich für sie in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre unter dem Dach der Kirche, die de facto die einzige von der SED unabhängige Institution war. In dieser Auswahl von Kurzrezensionen zeigt sich die Rolle der Oppositionsbewegung als Wegbereiterin der Friedlichen Revolution und damit des Mauerfalls. Deutlich wird außerdem, was – neben den geänderten außenpolitischen Rahmenbedingungen durch den Kurswechsel Gorbatschows – maßgeblich zum Erfolg dieses Aufstands beigetragen: Die von den Oppositionellen ermutigten Menschen gingen im Herbst 1989 nicht nur in Ost-Berlin oder in Leipzig auf die Straße, sondern im ganzen Land, in jedem größeren Ort, als erst das und dann als ein Volk.