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Michael Lausberg

Die extreme Rechte in Ostdeutschland 1990-1998

Marburg: Tectum Verlag 2012; 144 S.; pb., 19,90 €; ISBN 978-3-8288-2895-7
Michael Lausberg, Mitarbeiter des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung (DISS), zeichnet die Aktivitäten der „extremen Rechten“ (10) im Ostdeutschland der 1990er-Jahre nach. Den Arbeitsbegriff „extreme Rechte“ wählt er, um sich vom Extremismuskonzept der Schule um Eckhard Jesse und Uwe Backes zu distanzieren. Das gelingt ihm allerdings nur bedingt. Seine Definition bleibt schwammig und orientiert sich an Kriterien, die auch von Backes und Jesse stammen könnten. Hinsichtlich der Ursachen weist Lausberg zwar die These, dass der Rechtsextremismus in Ostdeutschland als Ergebnis der autoritären DDR-Strukturen zu betrachten sei, „in aller Schärfe“ (128) zurück. Seine Argumente lassen jedoch einen gegenteiligen Eindruck entstehen: Eine Diskussion über Rechtsextremismus habe in der DDR nicht stattfinden können, weil es diesen im antifaschistischen Staatswesen per definitionem nicht habe geben dürfen. Eine Aufarbeitung der Nazizeit habe nicht stattgefunden, da sich die DDR auf der Seite der Sieger gesehen habe. Bis 1990 habe der sozialistische Staat kaum Zuwanderung erfahren; die wenigen Migranten, die kamen, seien – abgeschottet vom Rest der Gesellschaft – in Heimen untergebracht worden. Gegen Ende des Buches holt Lausberg zu einem Rundumschlag aus: Politik, Polizei, Presse und Justiz tragen seiner Ansicht nach eine erhebliche Mitverantwortung an fremdenfeindlichen Übergriffen, da sie nicht konsequent gegen Rechtsextremismus vorgingen. Der Autor stellt die Behauptung auf, „dass Neonazismus bei der Polizei existiert und sogar verbreitet zu sein scheint“ (129); beim Nachrichtenmagazin Der Spiegel erkennt er „den Anschein einer mutwilligen Verstärkung der rassistischen Ressentiments“ (127). Lausberg untermauert seine Thesen oft nur mit anonymen Zeitzeugenzitaten, vor allem aber ermangelt es seiner Arbeit an einer klaren Fragestellung. Das Nachzeichnen rechtsextremer Aktivitäten gelingt ihm zwar insgesamt gut, seine Arbeit geht jedoch nicht über das Deskriptive hinaus.
Karsten Dustin Hoffmann (KDH)
Dipl. Pol., Dr. phil, Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.37 | 2.315 | 2.314 | 2.325 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Karsten Dustin Hoffmann, Rezension zu: Michael Lausberg: Die extreme Rechte in Ostdeutschland 1990-1998 Marburg: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35193-die-extreme-rechte-in-ostdeutschland-1990-1998_42374, veröffentlicht am 28.06.2012. Buch-Nr.: 42374 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken