Skip to main content
Hans-Georg Ehrhart (Hrsg.)

Die Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Positionen, Perzeptionen, Probleme, Perspektiven. Mit einem Vorwort von Eckhard Lübkemeier

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2002 (Demokratie, Sicherheit, Frieden 142); 320 S.; brosch., 40,- €; ISBN 3-7890-7579-5
Das im Jahr 1999 begonnene Projekt einer gemeinsamen Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik ist bislang mit einer für die europäische Integration ungewöhnlichen Geschwindigkeit umgesetzt worden. Nach der Vollendung der Wirtschafts- und Währungsunion soll es das Integrationsprojekt dieses Jahrzehnts werden. Allerdings ist die ESVP noch mit vielen Fragezeichen versehen. Diese reichen von abweichenden nationalen Positionen über unterschiedliche Perzeptionen und vielfältige ungelöste Probleme im Verhältnis zur NATO bis hin zur künftigen Rolle der EU als Akteur in den internationalen Sicherheitsbeziehungen. Teile dieses Fragenkomplexes untersuchen die Beiträge des Bandes. Er ist grundsätzlich hervorzuheben, da er als eine der ersten sicherheitspolitischen Untersuchungen in der Bundesrepublik Aspekte der ESVP politikwissenschaftlich analysiert. Er leidet jedoch am Fehlen einer inhaltlichen Klammer, die den Band zusammenhält. Zwar enthält er hervorragende Detailanalysen zur Position einzelner Akteure, jedoch beginnt der analytische Fokus des Bandes schon allein deshalb zu verschwimmen, da die ESVP und die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) der EU häufig als synonym verstanden werden, obgleich die ESVP lediglich ein Bestandteil der GASP ist, die jedoch auch ganz andere Elemente enthält. So gehören z. B. die Beiträge zu Japan und Indien im engeren Sinne nicht in diesen Band. Diese begriffliche Unschärfe setzt sich fort, wenn der Herausgeber die Leser in einer Kapitelüberschrift mit "halbeuropäischen Mächten" (139) überrascht, deren geografische Verortung nur ihm klar sein wird. Auch die technischen Details des Buchsatzes unterstreichen, dass dieses Buch eher lieblos, unachtsam und wenig durchdacht ediert worden ist. Dass von Kapitelüberschriften Teile fehlen ist für einen solchen Band nicht nur peinlich, sondern hätte auch durch ein simples Lektorat verhindert werden können. Inhalt: Eckhard Lübkemeier: Preface: The ESDP as a Key Project for European Unification (9-17); Hans-Georg Ehrhart: Einleitung: Die EU-Staaten auf dem Weg zu einer gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (19-32). I. EU-Europa: Franz-Josef Meiers: Deutschland: Der dreifache Spagat (35-48); Yves Boyer: France and the European Security and Defence Policy: A Leadership Role Among Equals (49-57); Alrun Deutschmann: Die britische Position zur GASP/ESVP: von Maastricht nach Nizza (58-73); Paul J. Teunissen: Dutch Defence Policy in NATO and the EU: A Multifaceted Balancing Act (74-87); Pär Eriksson / Jan Foghelin: European Crisis Management: A Swedish View (88-99); Ryszard Zieba: Poland and the ESDP (100-112); Vladimir Handl / Radek Khol: Czech Attitudes Towards the ESDP (113-127); László J. Kiss: Ungarn und die Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik (128-137). II. Halb- und außereuropäische Mächte: Michel Fortmann / Hélène Viau: Canada and the European Security and Defence Policy: Between a Rock and a Hard Place (141-151); Zhang Zuqian: China Views the ESDP (152-162); Klaus Voll: Indiens Sicherheitsinteressen und die GASP (163-180); Noburo Miyawaki: Japan and the CFSP (181-192); Andrei V. Zagorski: Sicherheitspolitischer Dialog Russland - EU: Hintergründe, Entwicklungen, Grenzen (193-205); Meltem Müftüler-Bac: Turkey and the European Security Architecture (206-215); Oliver Thränert: Zwischen Hoffnungen und Befürchtungen: Die USA und die europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik (216-228). III. Probleme und Perspektiven: Stephan Keukeleire: European Security and Defence Policy without an European Foreign Policy? (231-242); Hans-Georg Ehrhart: Leitbild Friedensmacht? Die Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik und die Herausforderung der Konfliktbearbeitung (243-257); Jürgen Groß: Politische und geostrategische Aspekte der Entwicklung europäischer Streitkräftestrukturen (258-271); David G. Haglund: ESDP and Transatlantic Relations (272-282); Heinrich Buch / Reiner Huber / Roland Kaestner: Jenseits der ESVP: Anmerkungen zu einer transatlantischen Strategie (283-294); Kurt P. Tudyka: Auswirkungen der ESVP auf die OSZE: Stärkung oder Schwächung? (295-303); Albrecht Schnabel: The European Union, ESDP and the United Nations: Competitors or Partners? (304-318).
Markus Kaim (MK)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Forschungsgruppe "Sicherheitspolitik", Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin.
Rubrizierung: 3.6 | 4.22 | 4.21 | 2.61 | 2.62 | 2.64 | 4.3 | 2.68 | 2.63 Empfohlene Zitierweise: Markus Kaim, Rezension zu: Hans-Georg Ehrhart (Hrsg.): Die Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Baden-Baden: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/16428-die-europaeische-sicherheits--und-verteidigungspolitik_18865, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 18865 Rezension drucken