Rechtswiss. Diss. Hamburg; Begutachtung: A. von Arnauld, M. Albers. – Das Migrations(verwaltungs)recht gehört aktuell zu den juristischen Modethemen. Die Rechtswissenschaft nimmt damit erstmals umfassend und systematisch die besonderen Bestimmungen in den Blick, die die moderne Migrations‑ und (damit vor allem:) Einwanderungsgesellschaft strukturieren. Zu den im doppelten Wortsinne äußersten Regelungen dieses Rechtsbereichs zählen dabei die Vorschriften, die für die Tätigkeit der europäischen Grenzschutzagentur Frontex gelten. Letztere wurde in der Vergangenheit schon mehrfach intensiv beforscht, auch in monografischer Form. Simon Neumann fügt mit seiner Dissertation diesen Vorarbeiten keine grundlegend neuen Einsichten und/oder theoretischen Fundierungen hinzu, sondern verbleibt weitestgehend auf einer deskriptiv‑dogmatischen Ebene. Er befasst sich zunächst sehr breit und ausführlich mit den bekannten Aspekten wie mit der Historie, den Rechtsgrundlagen, der Organisation und den Aufgaben der Agentur sowie – systematisch verwirrend als von der Organisation getrennter Punkt behandelt – der Einordnung in das System der unionalen Agenturen. Origineller ist die im zweiten Hauptteil der Arbeit enthaltene Zusammenstellung der einschlägigen materiell‑rechtlichen Standards. Der Erkenntnismehrwert dieser umfassenden und sorgfältig gearbeiteten Präsentation leidet aber deutlich darunter, dass ein Großteil der insoweit herausgearbeiteten Probleme und Defizite durch die (erst) im dritten Hauptteil vorgestellten, in den Jahren 2010 und 2011 neugefassten Sekundärrechtsregelungen bereits berücksichtigt wurde. Am Ende bleibt der Eindruck einer passagenweise interessanten und gefälligen Qualifikationsschrift, die insgesamt leider mit der raschen Entwicklung des Unionsrechts auch und gerade in diesem modernen Referenzbereich nur eingeschränkt Schritt zu halten vermochte.