Mit dem Beitritt zur EU haben die MOE-Staaten den acquis communautaire akzeptiert, dazu gehört auch die Übernahme entwicklungspolitischer Aufgaben. Der Autor untersucht, welchen Beitrag Polen als größtes und wirtschaftlich stärkstes der 2004 beigetretenen Länder zur EU-Entwicklungspolitik leistet. Hierfür stellt er zunächst die Rahmenbedingungen und Vorgaben der EU dar und fragt nach dem nationalen Spielraum für die Ausgestaltung entwicklungspolitischer Programme. Anschließend geht er auf die Strukturen, Akteure und Strategien der polnischen Entwicklungspolitik seit dem EU-Beitritt ein, zu deren erklärter Zielsetzung neben der Armutsminderung insbesondere die Förderung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zählt. Damit habe sich Polen inhaltlich an europäische und internationale Standards angelehnt. Ein besonderer regionaler Bezug besteht zu den Ländern östlich und südöstlich der EU, was nicht nur für Polen, sondern auch für die übrigen neuen Mitgliedstaaten charakteristisch sei. Was die gesellschaftliche Haltung zur Entwicklungspolitik angeht, stellt Tischmacher fest, dass der Wandel vom Empfänger- zum Geberland im öffentlichen Bewusstsein Polens noch nicht ausreichend verankert ist und daher „Maßnahmen zur Korrektur dieses Selbstbildes“ (67) unternommen werden. Insgesamt stießen die entwicklungspolitischen Anstrengungen Polens aber auf die Zustimmung einer breiten Mehrheit innerhalb der polnischen Gesellschaft. Der Analyse von Umfang und Zusammensetzung der Ausgaben für die Entwicklungszusammenarbeit (ODA) ist ein eigenes Kapitel gewidmet, in dem der Autor einen stetigen und deutlichen Anstieg der polnischen ODA-Mittel ausweist, das Erreichen der gegebenen Zusagen jedoch als ungewiss einschätzt.