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Christoph Schuck

Die Entgrenzung des Islamismus. Indonesische Erfahrungen im globalen Kontext

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2008 (Transformation, Development and Regionalization in Greater Asia 2); 265 S.; brosch., 39,- €; ISBN 978-3-8329-3191-9
Spätestens seit den Anschlägen des 11. September 2001 sei nicht mehr zu verkennen, dass die demokratischen Strukturen und Konzeptionen mit militanten Islamisten als neuen Gegenspielern konfrontiert seien. Als Islamismus sei zu verstehen, schreibt Schuck, wenn die Verankerung rein religiös bezogener Leitlinien in Politik und Gesellschaft verfolgt, ein Universalismusanspruch gestellt und nach einer auf Abgrenzung basierenden Identitätsstärkung der Gemeinschaft der Muslime gestrebt werde. Welche Schlüsse sind daraus für die Demokratisierung von Ländern mit einem hohen muslimischen Bevölkerungsanteil zu ziehen? Schuck geht dieser Frage nach, indem er den ersten Teil seiner Studie, bestehend aus theoretisch-systematischen Überlegungen zur Entgrenzung des Islamismus, mit einem zweiten Teil verknüpft, indem die Demokratisierung in Indonesien normativ-analytisch untersucht wird. Er räumt den dabei erzielten Erkenntnissen einen hohen Stellenwert ein, weil in Indonesien so viele Muslime wie in keinem anderen Land der Welt leben und seiner Ansicht nach einer dort geglückten Demokratisierung eine wichtige Vorbildfunktion zukommen würde. In der Zusammenführung der beiden Teile geht er davon aus, „dass Demokratisierungsprozesse stets divers verlaufen und keine Erfolgsgarantie beinhalten“ (216). Indonesien befinde sich in einer Phase der demokratischen Konsolidierung, so der Befund unter Rückgriff auf das Konzept der „Eingebetteten Demokratie“ von Wolfgang Merkel et al. Es bestehe aber die Gefahr, dass Islamisten das demokratische System durch Scheinanpassung unterwanderten. Sie lehnten das Prinzip der Wahlen tatsächlich ab, da für sie die „‚gottgegebene Wahrheit’“ (227) absolut sei. Jede Machtteilung und -kontrolle werde als blasphemisch angesehen, politische Freiheitsrechte zurückgewiesen und zivile Bürgerrechte nicht akzeptiert. Das Fazit lautet, dass Islamismus (nicht: Islam) und Demokratie unvereinbar seien. Schuck rundet seine aufschlussreiche Studie mit Überlegungen ab, wie demokratische Systeme von innen und außen gegen die islamistische Bedrohung gestärkt werden können.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.2 | 2.68 | 2.22 | 2.23 | 2.25 | 5.41 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Christoph Schuck: Die Entgrenzung des Islamismus. Baden-Baden: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/28797-die-entgrenzung-des-islamismus_33973, veröffentlicht am 23.07.2008. Buch-Nr.: 33973 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken