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Petra Ramsauer

Die Dschihad-Generation. Wie der apokalyptische Kult des Islamischen Staats Europa bedroht

Graz/Wien/Köln: Verlag Styria 2015; 208 S.; hardc., 24,90 €; ISBN 978-3-222-13516-3
„Wieso stürzen sich junge Europäer in Kampfmontur auf wehrlose Menschen, werden zu Selbstmordbombern […] und verschlimmern damit das Leid in der Krisenregion?“ (11) Mit ihrem Sachbuch will Petra Ramsauer Antworten darauf geben, warum die Terrorgruppe, die sich Islamischer Staat (IS) nennt, auf manche Jugendliche aus Europa attraktiv wirkt, wie die militärischen Erfolge des IS zu erklären sind und wie die Weltgemeinschaft den Terroristen begegnen sollte. Das Anliegen der Autorin ist es, „mitunter sehr komplizierte Zusammenhänge in lesbare Geschichten zu übersetzen“ (7). Dazu wählt sie bewusst einen subjektiven und eher journalistischen als wissenschaftlichen Stil. Das zentrale Phänomen des „Pop‑Dschihadismus“ (12) sei, dass der IS nicht nur eine religiös‑ideologische Terrororganisation sei, sondern auch eine On‑ und Offline‑Protestbewegung von Jugendlichen darstelle, eine Art Kult mit eigenem Dresscode, dessen Anhänger viel Wert auf Imagepflege und Außendarstellung legten. Die Autorin schildert beispielhaft die Erfahrungen und Biografien von Jugendlichen, die nach Syrien ausgereist sind. Oft seien sie von Anwerbern des IS rekrutiert worden, die gezielt „verarmte Viertel europäischer Städte“ (41) infiltrierten, um sozial randständige und benachteiligte Jugendliche anzusprechen. Die Autorin schreibt in plastischen Worten von einer „Erstinfektion mit extremistischem Gedankengut“ (42) und den „Psychotricks des IS‑Kults“ (34). In Gesprächen mit muslimischen Jugendlichen habe sie immer wieder von einem lange andauernden Krieg des Westens gegen Muslime gehört, von dem sich die Gesprächspartner betroffen fühlten, da sie sich auch in der Diaspora mit den Herkunftsländern identifizierten. Um den IS zu entzaubern sei es nötig, die bittere Realität im sogenannten Kalifat zu beschreiben. Menschen schrieben ihr von Folter, Exekutionen, Nervenzusammenbrüchen unter den ausländischen Kämpfern und Mangel an Nahrungsmitteln und Wasser. Ramsauer resümiert, dass im Umgang mit ausreisewilligen oder zurückgekehrten IS‑Sympathisanten von zentraler Bedeutung sei, zu verhindern, dass diese in Gefängnissen weiter radikalisiert werden. Weiterhin schlägt sie als Mittel gegen die Radikalisierung vor, religiöse Autoritäten in die Präventionsarbeit einzubinden. Diese sollten in relevanten Kanälen wie den sozialen Medien ein modernes Islambild als Gegenentwurf zur islamistischen Propaganda vermitteln.
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Rubrizierung: 2.254.412.272.42.37 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Petra Ramsauer: Die Dschihad-Generation. Graz/Wien/Köln: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39490-die-dschihad-generation_47928, veröffentlicht am 03.03.2016. Buch-Nr.: 47928 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken