Die deutsche Kuba-Politik nach 1990. Bilanz und Perspektiven
Warum hätte das wiedervereinigte Deutschland, das gerade Fidels Freunde in Ost-Berlin losgeworden war, über Handelsbeziehungen und Entwicklungshilfe das weiterhin sozialistische Kuba unterstützen sollen? Welchen Grund hätte es für den vom Autor offen favorisierten „Neuanfang“ (59) seitens der Bundesrepublik auf der Basis alter Verträge zwischen der DDR und Kuba geben sollen? Niese diskutiert – vor dem Hintergrund seiner nicht zu überlesenden Sympathie für die karibische Diktatur – diese Fragen nicht. Stattdessen unterstellt er ohne dafür nachvollziehbare Belege liefern zu können, die Bundesrepublik instrumentalisiere nur die Forderung nach der Einhaltung der Menschenrechte als Voraussetzung für nennenswerte Beziehungen zu Kuba. Niese empört sich darüber, dass sich die Bundesregierung auch noch auf die bürgerlichen Menschenrechte konzentriert. Zu welchem Zweck deren angebliche Instrumentalisierung stattfindet, erklärt er allerdings nicht. Die Zustände auf Kuba aber entschuldigt der Autor mit der „spezielle[n] Situation“ (80) dort. Die Studie ist damit insgesamt eine politische Stellungnahme, die im Gewand einer wissenschaftlichen Untersuchung daherkommt: Dargestellt werden die Außenpolitik der USA sowie der EU gegenüber Kuba als Bezugsrahmen der deutschen Position, berücksichtigt werden die historische Entwicklung im 20. Jahrhundert sowie der gegenwärtige Zustand. Dabei wird allerdings nur ein Überblick vermittelt, wobei die Aussagen durchgehend auf die grundsätzliche Kritik des Autors an der deutschen Kubapolitik zugespitzt sind. Abschließend vertritt Niese ganz allgemein die Ansicht, dass man von einem wissenschaftlichen und kulturellen Austausch mit den in der DDR ausgebildeten Kubanern in Zukunft profitieren könnte. Außerdem glaubt er – ohne dafür wissenschaftlich fundierte Anknüpfungspunkte bieten zu können –, die Bundesrepublik könne ihr internationales Prestige aufbessern, wenn sie zwischen den USA und Kuba vermittle.