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Gerhard Hopp / Martin Sebaldt / Benjamin Zeitler (Hrsg.)

Die CSU. Strukturwandel, Modernisierung und Herausforderungen einer Volkspartei

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010; 590 S.; 39,95 €; ISBN 978-3-531-17275-0
Mit dieser umfangreichen Studie werden „die bayerischen Christsozialen einer generellen Evaluation“ unterzogen. Sie werden zum einen an ihrem eigenen Anspruch gemessen, „eine ‚moderne, wertorientierte Volkspartei’“ zu sein, zum anderen wird aus wissenschaftlicher Perspektive untersucht, „inwieweit dieses selbst gesteckte Ziel an den generellen Merkmalen einer Volkspartei gemessen auch faktisch erreicht wird“ (559). Methodisch sind die Beiträge an der Definition einer Volkspartei von Otto Kirchheimer von 1965 orientiert, wonach Volksparteien „strukturell und programmatisch als Produkt gesamtgesellschaftlicher Wandlungsprozesse aufzufassen“ (13) sind. Daran angeschlossen wird die Frage, ob der Status der CSU als Volkspartei in Gefahr geraten ist. In den thematisch gegliederten und detailliert gearbeiteten Beiträgen zeigen sich interessante Entwicklungen und nur in Bayern anzutreffende Phänomene. Ein Beispiel ist die enge Symbiose, die die Partei mit der Sudetendeutschen Landsmannschaft eingegangen ist. Dieser wird damit immer noch ein Einfluss- und Wirkungsfeld zur Verfügung gestellt, das sich angesichts des sozialen Wandels in dieser Gruppe der Vertriebenen und ihrer Nachkommen nicht erklären lässt, wie Gerhard Hopp darstellt. Diese starke Verklammerung hat zudem Konsequenzen, die weit über das Bundesland hinausreichen – so hat sich das Land Bayern, ausgehend von einer verkürzten geschichtspolitischen Sicht, gegen eine EU-Aufnahme Tschechiens ausgesprochen. Ein weiteres Spezifikum der CSU zeigt sich in ihrer Europapolitik. Wie Martina Schöfbeck herausarbeitet, unterstützt die Partei die europäische Integration nachdrücklich, allerdings immer verbunden mit den Ansprüchen, dass der Föderalismus bewahrt und Europa „gemäß christlich-abendländischem Gedankengut sowie nach dem christlichen Subsidiaritätsprinzip“ (232) ausgestaltet wird. In der ausführlichen Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse kommt Martin Sebaldt zu dem Ergebnis, dass die CSU in struktureller wie funktionaler Hinsicht als Volkspartei trotz der jüngeren Krisen die Note „gut“ (375) erreiche. Die derzeit in Mode gekommene Verfallsrhetorik sei in ihrer Pauschalität fehl am Platze.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.331 | 2.325 | 2.332 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Gerhard Hopp / Martin Sebaldt / Benjamin Zeitler (Hrsg.): Die CSU. Wiesbaden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33216-die-csu_39711, veröffentlicht am 13.04.2011. Buch-Nr.: 39711 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken