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Diana Johnstone

Die Chaos-Königin. Hillary Clinton und die Außenpolitik der selbsternannten Weltmacht. Aus dem Englischen von Michael Schiffmann

Frankfurt a. M.: Westend Verlag 2016; 288 S.; 19,99 €; ISBN 978-3-86489-135-9
„Es gibt ja“, so beginnt das Vorwort der deutschsprachigen Ausgabe von Diana Johnstones Buch, „in Deutschland eine breite Kontroverse zum Thema ‚Putin verstehen’, aber so, wie die Dinge derzeit liegen, ist das Thema ‚Hillary Clinton verstehen’ eigentlich noch wichtiger.“ (7) Und so liefert Johnstone, die als nicht unumstrittene Journalistin für verschiedene große Zeitungen arbeitet und zuletzt auch eine Analyse zum Jugoslawienkrieg vorgelegt hat, ein – freundlich formuliert – offenherziges Portrait der vielleicht künftigen Präsidentin der Vereinigten Staaten. Diese sei mit dem „Selbstverständnis eines reichen und dominanten Amerika“ (13) aufgewachsen und pflege es mit „verzehrendem Ehrgeiz“ (238) noch heute. Das lässt schon erahnen, dass die Welt von einer Präsidentschaft Clintons – folgt man darin der Einschätzung Johnstones – kaum etwas Gutes zu erwarten habe. Clinton praktiziere in ihrer Politik einen ebenso schonungs‑ wie alternativlosen Machtpragmatismus. Das sei schon in ihrer Zeit als US‑Außenministerin in der ersten Obama‑Administration deutlich geworden: Sie habe entscheidend dazu beigetragen, die für Johnstone unzutreffende Weltsicht eines permanenten Gefahren‑ und Ausnahmezustandes aufrechtzuerhalten. Damit sei sie zum Liebling des Militärisch‑Industriellen Komplexes in den USA avanciert, der die US‑amerikanische Politik immer ungenierter vor sich hertreibe. Mit ihrem Konzept des „Smart Power, in einer bestimmten Situation die Wahl zu haben zwischen diplomatischen, wirtschaftlichen, militärischen, politischen, gesetzlichen oder kulturellen Instrumenten“ (109) oder einer Kombination aus diesen, könne Clinton das Ziel US‑amerikanischer „Welthegemonie“ (110) besonders rücksichtlos verfolgen. Dagegen seien friedenspolitische Bemühungen, egal ob personell oder institutionell, hoffnungslos marginalisiert oder unterlegen. Kritische Medienberichterstattung finde ebenso wenig statt wie eine politische Korrektur durch Partner oder Verbündete der USA. Worauf wird sich die Welt also einstellen müssen? Auf mindestens vier Jahre radikaler Macht‑ und Interessenpolitik? Das ist, so Johnstones fatalistischer Ausblick, durchaus möglich, denn auch wenn die USA nicht dauerhaft die ganze Welt im Griff behalten könnten – die Einsicht, dass sich etwas ändern müsse, sei noch lange nicht gereift. Eher werde es noch schlimmer: „Hochmut kommt vor dem Fall.“ (243)
{LEM}
Rubrizierung: 2.642.214.222.622.63 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Diana Johnstone: Die Chaos-Königin. Frankfurt a. M.: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39795-die-chaos-koenigin_48230, veröffentlicht am 30.06.2016. Buch-Nr.: 48230 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken