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Ulf von Krause

Die Bundeswehr als Instrument deutscher Außenpolitik

Wiesbaden: Springer VS 2013; 410 S.; pb., 39,95 €; ISBN 978-3-658-00184-1
„Die Bundeswehr als Instrument der Außen‑ und Sicherheitspolitik? Ist eine solche Themenstellung in Deutschland zulässig? Widerspricht eine solche Formulierung nicht der ‚Political Correctness‘? Oder ist sie im 2. Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts nicht im Gegenteil überfällig?“ (13) Der ehemalige Befehlshaber des Streitkräfteunterstützungskommandos Ulf von Krause lässt von Beginn an keinen Zweifel daran, welche Meinung er hinsichtlich dieser brisanten politischen Fragen vertritt. Seine Vision ist eine außen‑ und sicherheitspolitische Diskussion, die den Einsatz der Bundeswehr als Thema zulässt und nicht kategorisch ablehnt. Um diese Vision zu entfalten, untersucht der Autor, wie sich die politische Perzeption der Rolle der Bundeswehr seit ihrer Aufstellung entwickelt hat. Außerdem stellt er dar, wie sich im gleichen Zeitraum die gesellschaftliche Wahrnehmung der deutschen Streitkräfte gestaltete. Aus dieser historischen Perspektive heraus wird – kaum überraschend – deutlich, wie unterschiedlich und beinahe wechselhaft die politischen Akteure die Streitkräfte als sicherheitspolitisches Instrument betrachteten oder eben nicht betrachten wollten und dabei vielfach nicht im Einklang mit der kritischen Haltung der Zivilgesellschaft gegenüber den Streitkräften standen. Für von Krause besteht eines der Hauptprobleme der Politik darin, keine nationalen Interessen formuliert zu haben, auf deren Grundlage die Entscheidung über den Einsatz oder Nichteinsatz des militärischen Instrumentariums verlässlich und nachvollziehbar gefällt werden könnte. Nicht selten könnte man daher unterstellen, der Einsatz der Bundeswehr sei Ersatz für eine Außenpolitik und nicht ihr Instrument. Nach einer literaturgesättigten und detailreichen Analyse der Rolle der Bundeswehr, ihrer strategischen Entwicklung im Kalten Krieg, ihrer Entwicklung nach dem Ende des Ost‑West‑Konfliktes von einer Armee der Bündnis‑ und Landesverteidigung hin zu einer Einsatzarmee in fremden Kulturräumen kann von Krause nachvollziehbar seine Eingangsfragen nicht mit einem schlichten „Ja“ oder „Nein“ beantworten. Die Lösung, die der Generalleutnant a. D. vorschlägt, hat durchaus US‑amerikanische Bezüge: eine nationale Sicherheitsstrategie müsste erstellt werden, die nach Interessen fragt und sie festlegt, aber nicht nach einzelnen Instrumenten befindet. Normalität in der Außen‑ und Sicherheitspolitik bedeutet für von Krause also nicht, dass die Bundeswehr immer und überall zum Einsatz kommen muss. „Die Rolle der Bundeswehr“, zitiert der Autor zustimmend die FDP‑Politikerin Elke Hoff, Mitglied des Verteidigungsausschusses, sollte „nur noch ein Teil einer komplexen Sicherheitsanalyse“ (362) sein.
Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
Rubrizierung: 2.324 | 4.21 | 2.61 | 2.67 | 2.68 | 2.63 Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Ulf von Krause: Die Bundeswehr als Instrument deutscher Außenpolitik Wiesbaden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/14528-die-bundeswehr-als-instrument-deutscher-aussenpolitik_43415, veröffentlicht am 30.05.2013. Buch-Nr.: 43415 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken