Geschichtswiss. Diss. Saarbrücken; Begutachtung: R. Hudemann. – Thomas Kiefer geht in seiner Studie über den britischen Siedlerkolonialismus auf dem afrikanischen Kontinent in vergleichender Perspektive der Frage nach, wie sich die Binnendifferenzierung der Siedler vollzogen hat. Dabei geht es ihm besonders darum, das Bild einer kolonialisierenden europäischen Einheitsfront zu widerlegen und stattdessen die politisch‑strukturelle Ausdifferenzierung der europäischen (hier: britischen) Siedler für den Zeitraum von 1945 bis 1965 (Unabhängigkeit der untersuchten Staaten von Großbritannien) nachzuzeichnen. Die Siedlergruppen unterlagen tatsächlich einer starken politischen Ausdifferenzierung mit Blick etwa auf die Ausgestaltung der Kolonialpolitik oder den Umgang mit Unabhängigkeitsbestrebungen. Erklären lässt sich diese unter anderem durch die „wirtschaftliche Diversifizierung“ (368), die Ausdifferenzierung verschiedener Berufsgruppen, aber auch durch offenen Rassismus. Kiefer nimmt zudem die Frage in den Blick, inwiefern solche unterschiedlichen Positionierungen Einfluss auf die jeweiligen Dekolonialisierungsprozesse der Länder gehabt haben. Hier lautet sein Befund, dass – und dieser Befund gilt gleichermaßen für alle untersuchten Länder – mit zunehmender Dekolonialisierungstendenz auch die Politisierung der Siedlergemeinschaften zunahm. Trotzdem vermochten die europäischen Siedler es nicht, noch entscheidenden Einfluss auf die afrikanischen Emanzipationsprozesse zu nehmen – geschweige denn, die Unabhängigwerdung aufzuhalten. Als Forschungsdesiderat macht Kiefer abschließend in seiner materialreichen, jedoch verstärkt auf die politischen Ausdifferenzierungen fokussierten Arbeit die eingehendere Untersuchung der soziostrukturellen Gliederung der Siedlergemeinschaften aus.