Magisterarbeit HU Berlin; Gutachter: G. Schödl, A. von Klimo. – Die Beneš-Dekrete, mit denen die tschechoslowakische Exilregierung während des Zweiten Weltkrieges in London teilweise die Grundlagen für die spätere Zwangsumsiedlung von Deutschen aus ihrem Staatsgebiet legte, sind ein bis heute höchst kontroverses Thema. Im Zuge des EU-Beitritts Tschechiens stellte sich die Frage, ob die Dekrete nach wie vor Gültigkeit besitzen. Es folgte eine durchaus emotional geführte Debatte im tschechischen und im europäischen Parlament, die in dieser Studie untersucht wird. Als methodischer Rahmen wird die Diskurstheorie genutzt: Die Parlamentsdebatten werden dahin gehend untersucht, inwiefern sie unterschiedliche Geschichtsverständnisse, Diskurse und Symbole repräsentieren, diese aufnehmen oder durch sie begrenzt werden. So werden z. B. die den verschiedenen Dokumenten beigemessenen, unterschiedlichen Bedeutungen analysiert, ebenso die verschiedenen Arten der Formalisierung der Diskurse. Diese beiden Debatten werden getrennt voneinander untersucht und in einem abschließenden Vergleich gegenübergestellt. Dabei werden zwei Ergebnisse deutlich: die verschiedenartigen historischen Bedeutungszuschreibungen – und damit auch ein großes Potenzial für die Störung des weiteren europäischen Integrationsprozesses.