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Alexander Höse

Die Bedeutung Europas in der Außenpolitik der USA. Salienz und Europabilder in der Exekutive und im Kongress

Wiesbaden: Springer VS 2012 (Globale Gesellschaft und internationale Beziehungen); 356 S.; brosch., 49,95 €; ISBN 978-3-531-18561-3
Wirtschafts- und sozialwiss. Diss. Köln; Begutachtung: T. Jäger, W. Wessels. – Eine Abkehr der USA von Europa ist vor dem Hintergrund des Endes des Kalten Krieges zu einem gern gebrauchten Bild geworden. Für Europa wird in diesem Kontext ein Bedeutungsverlust prognostiziert oder bereits diagnostiziert. Der Autor untersucht daher den Wandel der Bedeutung Europas für die US-amerikanische Außenpolitik im Zeitraum von 1990 bis 2010. Dabei gibt er seiner Außenpolitikanalyse einen besonderen Fokus: Anhand des Salienz-Konzeptes, das auf die Wichtigkeit oder Sichtbarkeit eines Themas auf der politischen Agenda verweist, analysiert er „die quasi ‚subjektive‘ Bedeutung, die bestimmte amerikanische Regierungsakteure Europa zuschreiben, und nicht die ‚tatsächliche‘ Bedeutung Europas in der operativen US-Außenpolitik“ (18). Methodisch etabliert der Autor 23 unterschiedlich valide Indikatoren zur Messung der Salienz Europas. Dazu zählen u. a. die Auslandsreisen des Präsidenten, der Empfang von Staatsgästen, die Reden zur Lage der Nation, Militärpräsenz, außenpolitische Vorlagen im Kongress etc. Im Ergebnis spricht die Mehrzahl dieser Indikatoren grundsätzlich für die These eines Bedeutungsverlustes Europas. So ist die Anzahl der Reisen des Präsidenten und des Außenministers nach Europa zurückgegangen und die Militärpräsenz wurde abgebaut. Doch diese Aspekte werden von Höse geringer gewichtet als die zunehmende Erwähnung Europas in Veröffentlichungen des Präsidialamtes oder die europabezogenen Anhörungen im Kongress. Damit sieht der Autor die These von einem Bedeutungsverlust nicht nur widerlegt, sondern konstatiert gar einen Bedeutungsgewinn. Er führt dies auf eine Veränderung im US-amerikanischen Europabild zurück: „Europa wandelte sich vom Objekt zum Subjekt, vom Schauplatz zum Akteur“ (305). Zudem werde Europa, so Höse, zunehmend als Einheit gesehen, „fast so, als gäbe es einen europäischen Nationalstaat“ (306). Damit sei jedoch auch ein kritischer Punkt angesprochen, erläutert der Autor weiter, denn es gebe auch das Bild der militärisch schwachen Europäer, die „ihrer moralischen und weltpolitischen Verantwortung“ (307) nicht nachkommen.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.22 | 2.64 | 2.21 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Alexander Höse: Die Bedeutung Europas in der Außenpolitik der USA. Wiesbaden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34589-die-bedeutung-europas-in-der-aussenpolitik-der-usa_41557, veröffentlicht am 12.07.2012. Buch-Nr.: 41557 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken