
Die außenpolitische Staatsräson der Bundesrepublik Deutschland. Theoretische Grundlagen und politikwissenschaftlicher Diskurs
Diss. Bonn; Begutachtung: C. Hacke, W. Hilz. – Welche Rolle spielt die Staatsräson im außenpolitischen Handeln der Bundesrepublik Deutschland und welchen Veränderungen ist sie unterworfen? Zur Beantwortung dieser Frage schlägt Crueger einen Bogen von Machiavelli über Hobbes zu Kant und damit von einer vor einem Krieg nicht zurückschreckenden zu einer friedensorientierten Vorstellung von den Zielen eines Staates. Auch im Zeitalter der Globalisierung bleiben, so Crueger weiter, der Staat und seine Staatsräson notwendig. Der Staat ist und bleibt der „gedankliche Angelpunkt“ (130) für die Entwicklung und Verwirklichung außenpolitischer Konzepte. Dass diese Konzepte in der Bundesrepublik zeitgebunden sind, zeigt er entlang der historischen Entwicklung – die „außenpolitische Staatsräson“ entwickelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg von einer Fixierung auf eine reine Westbindung hin zu einer „Westbindung und Ostverbindungen“ (Werner Link). Seither wird sie von einem Integrationsimperativ mit Blick auf die Europäische Union, die Vereinten Nationen oder die NATO bestimmt. Crueger entwirft damit das Bild einer Bundesrepublik, in dem die Staatsräson sich verändert und unterschiedliche Rollen einnimmt. Und während nach dem Zweiten Weltkrieg nur ein Ziel in den Mittelpunkt gestellt werden konnte, hat sich mit der komplexer gewordenen Welt die Anzahl der Fragen, die durch einen Begriff wie Staatsräson beantwortet werden müssten, deutlich gesteigert. Crueger zeigt, wie viele dieser Fragen noch unbeantwortet sind. So führt er den aufmerksamen Leser über viele Seiten hin schlüssig zur entscheidenden Frage nach dem – gemäß Hans Peter Schwarz – „Kompass deutscher Außenpolitik“. Allein eine konkrete Antwort bleibt er schuldig.