Die Arbeit reiht sich in eine längere Reihe von vorwiegend während der 80er- und 90er-Jahre entstandenen empirischen Untersuchungen zu Rekrutierungsmustern, Selbstverständnis und Amtsausübung von Parlamentariern im deutschsprachigen Raum ein. Pfeifhofer konzentriert sich dabei vornehmlich auf die Abgeordneten des österreichischen Nationalrats in der XX. Gesetzgebungsperiode (1995 bis 1999), deren Einstellungen von ihr im Rahmen einer schriftlichen Befragung erhoben worden sind. Hinsichtlich der Herkunft und des Berufsprofils der Mandatsträger bestätigen die Befunde die bisherigen Ergebnisse der Parlamentarismus- und Abgeordnetenforschung: Das politische Interesse wird zumeist in den Familien geweckt, wo - bei erheblichen Unterschieden zwischen einzelnen Fraktionen - auch ein Ideologietransfer durch die Eltern stattfindet. Die beruflichen Karrieren vor der Karriere als Berufspolitiker haben die Parlamentarier vorwiegend in den öffentlichen Dienst geführt. Dem Mandat vorausgehende langjährige Partei- oder Verbandskarrieren sind der Regelfall. Weit interessanter sind die Untersuchungsergebnisse bezüglich des individuellen Handlungsspielraums der Abgeordneten in beziehungsweise gegenüber Partei, Fraktion und Regierung. Pfeifhofer konstatiert jeweils einen klaren Trend zur eigenständigen Mandatsausübung. Diese sieht sie durch einen Bedeutungsverlust der Ideologien, eine wachsende Kandidatenorientierung der Wählerschaft, die hochgradige Spezialisierung der parlamentarischen Arbeit und eine bessere Ausstattung der Parlamentarier begünstigt. Der Abgeordnete im modernen Parlamentarismus ist - so ließe sich überspitzt formulieren - auf dem besten Wege, vom Stimmvieh zum Politikgestalter zumindest in Teilbereichen zu werden.