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Lutz Wicke / Hans Joachim Schellnhuber / Daniel Klingenfeld

Die 2°max-Klimastrategie - Ein Memorandum

Berlin: Lit 2010 (Studien zur internationalen Umweltpolitik 13); 48 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-643-10817-3
Ausgehend von der Annahme, dass es bis zum Jahr 2100 zu einer globalen Erwärmung von deutlich über drei Grad Celsius kommt und infolgedessen auch zu „wahrscheinlich“ (3) kaum beherrschbaren Klimafolgen, entwerfen Wicke, Direktor des Instituts für Umweltmanagement der ESCP Europe, Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, und Klingenfeld, Referent des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU), ein globales Klimaschutz-System. Dieses geht weit über die staatliche Selbstverpflichtung des Kyoto-Protokolls zur Emissionsreduzierung hinaus, soll gleichzeitig aber praktikabel bleiben. Im Zentrum ihrer Klimaschutzarchitektur steht das Cap and Trade-Emissionshandelssystem, bestehend aus einer globalen CO2-Emissionsbegrenzung sowie der daran anknüpfenden Pro-Kopf-Verteilung des weltweiten Emissions-Restbudgets auf die jeweiligen Nationalstaaten. Durch dieses Verteilungsprinzip, so die Autoren, entstehen Angebots- und Nachfrageunterschiede, die zu einem Transfermarkt führen, der über eine unabhängige Weltklimabank abgewickelt wird. Deren Aufgabe wäre es im Anschluss, Überschusszertifikate zu festen Transferpreisen an überdurchschnittlich emitierende Staaten weiterzuverkaufen und die Erlöse nach klimafreundlicher Nutzung dem Emissionsanbieter wiederum auszuzahlen. Für Industrieländer gäbe es zusammengenommen keine günstigere und flexiblere Lösung, da auf eine nationalbindende Verpflichtung verzichtet würde, während Schwellenländer ökonomisch und ökologisch von einem solchen System profitierten. Ungeachtet dessen, ob man der Ausgangsdiagnose der Autoren zustimmt oder nicht, ob man die globale Umsetzung eines Peak and Trade-Klimaregimes für realistisch hält oder nicht, das Memorandum der drei Autoren enttäuscht, weil es die ökonomischen und sozialen Auswirkungen dieser umfassenden „ökosozialen Marshall-Pläne“ (31) nicht differenziert darstellt, sondern ausschließlich positiv bewertet. Kurzum: Es handelt sich bei diesem Band der Studienreihe weniger um eine wissenschaftliche als um eine politische Stellungnahme in der aktuellen Klimafolgendiskussion.
Niina Borchers (NB)
M. A., Literaturwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 4.45 Empfohlene Zitierweise: Niina Borchers, Rezension zu: Lutz Wicke / Hans Joachim Schellnhuber / Daniel Klingenfeld: Die 2°max-Klimastrategie - Ein Memorandum Berlin: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33132-die-2max-klimastrategie---ein-memorandum_39589, veröffentlicht am 02.02.2012. Buch-Nr.: 39589 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken