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Georg Meggle (Hrsg.)

Deutschland, Israel, Palästina. Streitschriften

Hamburg: Europäische Verlagsanstalt 2007; 381 S.; brosch., 28,- €; ISBN 978-3-434-50605-8
Meggle schreibt, die Universität Leipzig habe sich juristisch dagegen zur Wehr gesetzt, dass die in diesem Band dokumentierte Ringvorlesung von 2005/06 des Antisemitismus beschuldigt wurde. Angesichts einiger Beiträge muss man sich über diesen Vorwurf allerdings nicht wundern, etwa wenn der in Australien lehrende Philosoph Igor Primoratz schreibt: „Von einer sehr frühen Stufe der zionistischen Besiedlung an hatten die Palästinenser einen gerechten Grund, bewaffneten Widerstand zu leisten.“ (278) Außerdem gesteht er dem palästinensischen Terrorismus lobend zu, „durchaus gewisse Dinge“ (279) bewirkt zu haben. Zum Beispiel hätten sich die arabischen Länder mit „der Sache der Palästinenser“ (279) solidarisiert. Die Plattheit dieser Argumentation ist erstaunlich, passt aber zur Absicht des Herausgebers, möglichst die gesamte Breite der Meinungen zum Nahost-Konflikt von israelischer, palästinensischer und auch deutscher Seite darzustellen. Immerhin tragen andere Autoren zur Erklärung des Konflikts etwas bei, so Rüdiger Lux, der in Leipzig Alttestamentarische Wissenschaft lehrt. Er trennt die biblische Erzählung von der geschichtlichen Entwicklung und entwirft das Bild einer inneren Pluralität im Selbstbild Israels. Diese ermögliche es, „diejenigen Bausteine des kulturellen Gedächtnisses zu mobilisieren“ (118), die gewaltlose Konfliktbewältigungsstrategien erlaubten. Der Jurist Abraham Sion nimmt zur Position des Likuds Stellung. Er zieht aus der bisherigen Entwicklung den Schluss, dass die Palästinenser Israel kein Existenzrecht zugestehen und das die arabische Welt kein Interesse daran hat, den Nahost-Konflikt friedlich zu lösen. Außerdem erhebt er gegen die EU den Vorwurf, die palästinensischen Dissidenten unzureichend zu unterstützten, „die eine Beendigung von Tyrannei, Terror und Korruption innerhalb der Palästinensischen Autonomiebehörde fordern“ (81). Einen ausgezeichneten Überblick bietet der Journalist und Friedensaktivist Uri Avnery, der sich unter Berücksichtigung der legitimen Interessen beider Seiten mit dem Konflikt auseinandersetzt.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.63 | 2.25 | 4.41 | 4.22 | 4.21 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Georg Meggle (Hrsg.): Deutschland, Israel, Palästina. Hamburg: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/27453-deutschland-israel-palaestina_32167, veröffentlicht am 27.03.2008. Buch-Nr.: 32167 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken