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Michael Gehler / Hinnerk Meyer (Hrsg.)

Deutschland, der Westen und der europäische Parlamentarismus. Hildesheimer Europagespräche I

Hildesheim/Zürich/New York: Georg Olms Verlag 2012 (Historische Europa-Studien 5); 475 S.; 49,80 €; ISBN 978-3-487-14693-5
Die öffentliche Vortragsreihe „Europagespräche“ der Universität Hildesheim ist seit mehreren Jahren fest etabliert. In diesem Band werden Beiträge zu drei Themenbereichen zusammengetragen, dabei folgt auf den Vortrag des jeweiligen Gastredners ein mit ihm geführtes Interview. Im ersten Abschnitt wird der deutsche Umgang mit der eigenen Geschichte, sowohl im Inneren als auch nach außen, thematisiert. So beschäftigt sich Michael Jansen mit Fragen der Wiedergutmachung im Zusammenhang von Deutschland, Israel, den USA und Europa. Jansen selbst war 2006 maßgeblich am Zustandekommen eines Abkommens beteiligt, das Wiedergutmachungsleistungen an überlebende NS-Zwangsarbeiter regelte. Er gibt einen historischen Abriss diverser Verhandlungen über Wiedergutmachungen, die nach dem Zweiten Weltkrieg geführt wurden. Wichtig ist hier in allen Zeitabschnitten die Frage des Vertrauens, die zwischen Deutschland und dem Ausland aufgebaut und im Weiteren verfestigt werden musste. Es ist ersichtlich, dass dies nach den Verbrechen des Nationalsozialismus keine einfache Aufgabe darstellen konnte. Im folgenden Themenabschnitt blickt unter anderem der ehemalige Kommissionspräsident Jacques Santer auf die Geschichte der Römischen Verträge zurück. Dabei bedauert er, dass die Kraft des gemeinsamen europäischen Gedankens in der Öffentlichkeit nicht mehr den gleichen Anklang findet wie in vorigen Jahrzehnten. „Europa ist heute etwas Alltägliches geworden, es hat den Reiz des Abenteuers eingebüßt“ (225). Umso wichtiger erscheint ihm daher für die weitere Entwicklung die Kernfrage, wie intensiv eine Vertiefung der europäischen Einigung gewollt und vermittelbar ist. Im dritten Themenbereich wird die Rolle des Europäischen Parlaments beleuchtet. Hier schildert unter anderem die Abgeordnete Godelieve Quisthoudt-Rowohl, seit 1989 Mitglied des Parlaments, ihre Erfahrungen. Zwar weist sie in ihrem Vortrag auf die zunehmenden Mitspracherechte des Europäischen Parlaments hin, sie räumt im anschließenden Interview jedoch ein, dass es bisher nicht gelungen sei, diese Aufwertung ausreichend der Öffentlichkeit gegenüber zu vermitteln.
Arne Arps (AA)
M. A., Doktorand der Politikwissenschaft, Universität Vechta.
Rubrizierung: 1.3 | 2.61 | 2.3 | 2.31 | 3.1 | 3.3 | 3.6 Empfohlene Zitierweise: Arne Arps, Rezension zu: Michael Gehler / Hinnerk Meyer (Hrsg.): Deutschland, der Westen und der europäische Parlamentarismus. Hildesheim/Zürich/New York: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34566-deutschland-der-westen-und-der-europaeische-parlamentarismus_41522, veröffentlicht am 07.06.2012. Buch-Nr.: 41522 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken