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José Brunner (Hrsg.)

Deutsche(s) in Palästina und Israel. Alltag, Kultur, Politik

Göttingen: Wallstein Verlag 2013 (Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte 41 (2013)); 307 S.; brosch., 36,- €; ISBN 978-3-8353-1214-2
Die Autor_innen thematisieren in den Beiträgen des Jahrbuches verschiedene Facetten der Hoffnungen, Wünsche, aber auch der institutionellen und politischen Arrangements, die jüdische Emigranten aus Deutschland seit dem frühen 20. Jahrhundert mit in jenen schmalen Landstreifen des Mittelmeerraumes gebracht haben, auf dem sich heute der Staat Israel sowie die palästinensischen Gebiete befinden. Israel und Deutschland sind durch diese vielfältigen, bis heute andauernden Wanderungs‑ und Austauschbewegungen wechselseitig miteinander verbunden. Dementsprechend liegt der Fokus auf den jeweiligen Vorstellungen, die die eine Seite von der anderen hat: „Wie entstehen und entwickeln sich solche Bilder, welche die Beziehungen der beiden Gesellschaften – im Unterschied zu den Staaten – formen, und so wiederum auf die Politik einwirken? Und wie gelangen sie in die Köpfe von Deutschen und Israelis?“ (9) In drei Abschnitten werden die gegenseitigen Wahrnehmungen in unterschiedlichen Kontexten nachgezeichnet. Während die Beiträge des ersten Teils den „Alltag der Einwanderer“ (15) erfahrbar machen und dabei – im Beitrag von Viola Rautenberg‑Alianov – bis in die Küche als Ort der Erinnerung oder der Anpassung vordringen, thematisieren die Autoren im zweiten Teil das schwierige Verhältnis zur deutschen Kultur. Die darin zu Tage tretende Ambivalenz von „Attraktion und Aversion“ (129), die Nitsa Ben‑Ari mit Blick auf die sich wandelnde Übersetzungspraxis von deutschsprachigen Klassikertexten deutlich macht, ist in ihrer Sprung‑ und Wechselhaftigkeit nachgerade charakteristisch für den deutsch‑israelischen Umgang in diesem Bereich. Der dritte Bereich schließlich ist dem Feld des politischen Austausches gewidmet – angefangen bei der Entsendung des ersten deutschen Botschafters nach Israel im Jahr 1965 über deutsch‑israelische Sportbeziehungen bis zu einem Blick in die Gegenwart nach der deutschen Wiedervereinigung. Seit 1989, so Moshe Zimmermann, habe sich das in Israel verbreitete Image über „die“ Deutschen positiv verändert. Nicht zuletzt die Fußballweltmeisterschaft 2006 habe dazu beigetragen, dass dieser Trend ungebrochen anhalte. Indes sei ein Grund zur Sorge, dass sich die deutsche Sicht auf Israel ganz anders entwickelt habe: „Israels Image in Deutschland ist negativer denn je.“ (304)
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.63 | 2.23 | 4.21 | 2.313 | 4.42 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: José Brunner (Hrsg.): Deutsche(s) in Palästina und Israel. Göttingen: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36219-deutsches-in-palaestina-und-israel_43912, veröffentlicht am 26.09.2013. Buch-Nr.: 43912 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken