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Wilhelm Heitmeyer (Hrsg.)

Deutsche Zustände. Folge 2

Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2003 (edition suhrkamp 2332); 312 S.; 10,- €; ISBN 3-518-12332-7
Bei diesem Band handelt es sich um die erste Fortschreibung der von Heitmeyer initiierten bundesweiten Erhebung über „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit", also jener inhaltlich sehr unterschiedlich ausgeprägten Mentalitäten, die „Personen aufgrund ihrer gewählten oder zugewiesenen Gruppenzugehörigkeit als ungleichwertig" markieren (14). Gegenüber den Ergebnissen der 2002er-Befragung lasse die zwischen Mai und Juni 2003 durchgeführte Erhebung (als Telefonbefragung von rund 3.000 Personen) drei Trends erkennen: „Abnehmende soziale Integrationsqualität geht mit einer Zunahme bei verschiedenen Elementen der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit und einer Ausbreitung des rechtspopulistischen Potentials einher, das am ehesten gegen schwache, als belastend oder störend wahrgenommene Gruppen mobilisiert werden kann" (29). Wie im ersten Band (siehe ZPol 3/03: 1.593) wird die Berichterstattung über „Deutsche Zustände" in einer Form präsentiert, die durch die Kombination von wissenschaftlichen Analysen, Essays und Fallgeschichten beabsichtigt, „einen Beitrag zur Selbstaufklärung der Gesellschaft zu leisten sowie eine Art der Selbstreflexion auf Dauer zu etablieren" (9). Aus dem Inhalt: I. Das Problem Wilhelm Heitmeyer: Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Die theoretische Konzeption und empirische Ergebnisse aus 2002 sowie 2003 (13-32) II. Die empirischen Analysen des GMF-Survey 2003 Wilhelm Heitmeyer / Jürgen Mansel: Entleerung der Demokratie. Die unübersichtlichen Folgen sind weitreichend (35-60) Julia Iser / Peter Schmidt: Gefährliche Werte? Was Tradition und Konformität anrichten können (61-77) Aribert Heyder: Bessere Bildung, bessere Menschen? Genaueres Hinsehen hilft weiter (78-99) Jürgen Leibold / Steffen Kühnel: Islamphobie. Sensible Aufmerksamkeit für spannungsreiche Anzeichen (100-119) Kirsten Endrikat: Ganz normaler Sexismus. Reizende Einschnürung in ein Rollenkorsett (120-141) Carina Wolf / Jost Stellmacher / Ulrich Wagner / Oliver Christ: Druckvolle Ermunterungen. Das Meinungsklima fördert menschenfeindliche Gewaltbereitschaft (142-158) III. Die Fallgeschichten Pitt von Bebenburg: Fremdenfeindlichkeit als „ganz normale Gesinnung". Das Urteil zum Wittstocker Totschlag an Kajrat Batesov (164-167) Frank Jansen: Orazio Giamblanco. Die beschwerliche Reise nach Sizilien (168-171) Ingrid Müller-Münch: Ein Gänseessen und seine juristischen Folgen (172-174) Toralf Staud: „Die haben sich ein Stück weit aufgelöst". Wie Zittau eines Vereins von Jungnazis doch noch Herr wurde (175-178). Anknüpfungspunkt: Rassismus - Dünne Zivilität auch bei Honoratioren (179) Meinrad Heck: „Tanzen, bis sie schwarz werden". Im badischen Rastatt spielt ein führender Sozialdemokrat mit dem Feuer (180-186). Anknüpfungspunkt: Rechtsextremistisch motivierte Gewalt und subtile Fremdenfeindlichkeit (187) Annette Ramelsberger: Ein Dorf, ein Mord und das ganz normale Leben (188-195) Jagoda Marini?: In Deutschland lügt man nicht (196-198). Anknüpfungspunkt: Antisemitismus - Neue Verbündete und normale Gleichgültigkeit (199) Axel Vornbäumen: Als niemand beim Juden kaufte (200-203). Anknüpfungspunkt: Heterophobie - Die unbeobachtete Gewalt gegen Behinderte (204) Markus Brauck: Etwas fehlt in Naumburg (205-212). Anknüpfungspunkt: Heterophobie - Sind Attacken gegen Homosexuelle normal? (213) Matthias Drobinski / Cathrin Kahlweit: Römische Attacken (214-218). Anknüpfungspunkt. Sexismus - Wen läßt er kalt? (219) Renate Möller / Thomas Hornisch: Wo ist der Sexismus? oder Das Normale entzieht sich der Wahrnehmung (220-229) IV. Das ambivalente Agieren in Politik, Staat und Gesellschaft Focus: Staatliches Handeln - Inbegriff von Unerbittlichkeit? (233) Pitt von Bebenburg: Finstere Orte des Rechtsstaats. Abschiebehaft treibt Flüchtlinge zu Verzweiflungstaten (234-241). Focus: Demokratie - Folgenlose Fehlentwicklungen? (242) Gunter Hofmann: Demokratie im Schatten. Unbehagliche Wechselwirkungen innen wie außen (243-259). Focus: Öffentlichkeit - Schwärmerische Dialoge auf schwierigem Terrain (260) Eberhard Seidel: Die schwierige Balance zwischen Islamkritik und Islamphobie (261-279) V. Ausblicke Der Weg kommt mit dem Gehen. Interview mit Peter Sodann, geführt von Liane von Billerbeck (283-291) Eingreifende Menschen. „... hat diese Familie dann vor unserer Tür gestanden". Eine Gemeinde entschließt sich zum Kirchenasyl, notiert von Esther Dischereit (292-298) Wilhelm Heitmeyer: Beunruhigende Normalität (299-310)
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.35 | 2.37 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Wilhelm Heitmeyer (Hrsg.): Deutsche Zustände. Folge 2 Frankfurt a. M.: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/20107-deutsche-zustaende-folge-2_23418, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 23418 Rezension drucken