Gauger konstatiert das Fehlen einer aktuellen Untersuchung zum Verhältnis von Deutschen und Polen und „zum historischen deutschen Osten im Unterricht, die die jüngste Zeit abdeckt“ (19). Schule und Unterricht seien der „genaueste Seismograph für den Stellenwert historischer Themen“ (17). Daher hat der Autor sämtliche Geschichtslehrpläne seit den 90er-Jahren bis 2006 und 45 Schulbücher hinsichtlich der folgenden Themenkomplexe ausgewertet: Ostsiedlung, Deutscher Orden, die polnischen Teilungen, Polen und Deutsche im 19. Jahrhundert, die Situation nach 1918, Flucht und Vertreibung 1945 sowie die Integration der Vertriebenen, die Ostpolitik der Bundesrepublik in den 70er-Jahren und der Zwei-plus-Vier-Vertrag. Aus diesen Analysen leitet er folgende Tendenzen ab: Ein Problem stelle „die inhaltliche Diversität des deutschen Bildungsföderalismus“ (81) dar, sodass die Kenntnisse und Bilder der deutschen Geschichte im Osten je nach Bundesland und Schulform erheblich voneinander abwichen. Es lasse sich generell eine Entwicklung beobachten, wonach Geschichte aus den Lehrplänen zunehmend eliminiert werde. Bezogen auf das Verhältnis Polen-Deutschland führe es dazu, dass das konkrete Wissen über den Osten einschließlich der historischen deutschen Ost- und Siedlungsgebiete, um ihre Bedeutung in der deutschen Geschichte und damit zugleich um die Grundlagen für das Verständnis von 1945 und dessen Konsequenzen für das deutsch-polnische Verhältnis immer stärker „gegen Null“ (82) tendiere. Auch bei den Schulbüchern seien Defizite zu konstatieren, sodass in der Kombination Lehrpläne und Schulbücher „sowohl für wichtige Abschnitte der deutschen Geschichte wie auch für das Verhältnis Deutsche und Polen nur höchst geringe Wissensbestände“ (85 f.) bestehen. Auf den Punkt gebracht bedeute es: „Deutsche Schulabgänger sind im Durchschnitt ostkundliche Analphabeten.“ (86) Gauger wünscht sich, dass Deutsche und Polen sich zur Erstellung eines gemeinsamen Geschichtsbuches durchringen.