Determinanten einer Wirtschaftspolitik für Kleinst-, Klein- und Mittelunternehmen (KKMU) in Ägypten. Ein Beitrag zur Politikfeldanalyse in neo-patrimonialen Semi-Rentierstaaten
Politikwiss. Magisterarbeit Tübingen; Gutachter: P. Pawelka, J. Schmid. – Der Autor wendet sich gegen die Entwicklungseuphorie hinsichtlich einer von der Förderung der Privatwirtschaft dominierten Reformpolitik in Ägypten. Die internationale Gebergemeinschaft überschätzen insbesondere das Entwicklungspotenzial der Kleinst-, Klein- und Mittelbetriebe (KKMU). Davon ausgehend, dass Ägypten, ein Semi-Rentierstaat mit neo-patrimonial geprägter Herrschaftsordnung, eigenen – von der entwicklungspolitischen Praxis nicht erkannten – ökonomischen und politischen Handlungslogiken unterliegt, fragt Richter, ob und unter welchen Bedingungen vom ägyptischen Staat eine Politik zur Förderung des KKMU-Sektors erwartet werden kann. Als maßgeblich für eine Politikformulierung werden die beiden Faktoren Herrschaftsstabilisierung und Rentensicherung erachtet. Vor diesem Hintergrund untersucht Richter das Verhalten des ägyptischen Staates gegenüber dem KKMU-Sektor sowie die Bedeutung der KKMU im politischen System und für die entwicklungspolitischen Geber. Im Ergebnis zeigt sich, dass eine auf die Förderung des KKMU-Sektors ausgerichtete Politik nicht existiert und diese auch nicht erwartet werden kann. Aus den gewonnenen Erkenntnissen leitet Richter abschließend ein einfaches Modell zum Verständnis von Politikformulierung in neo-patrimonialen Semi-Rentierstaaten ab.