Determinanten der Bildungsungleichheit. Die Leistungsfähigkeit von Bildungssystemen im Vergleich der deutschen Bundesländer
Diss. Konstanz; Gutachter: M. Freitag, C. Knill. – In der neueren wohlfahrtsstaatlichen Debatte wird die Bedeutung von Bildung für die Herstellung von Chancengleichheit unterstrichen. Bekanntlich nimmt das deutsche Bildungssystem in den international vergleichenden PISA-Erhebungen (Programme for International Student Assessment) keine gute Position ein – nicht nur weisen etliche andere Systeme bessere Ergebnisse in der Kompetenzvermittlung auf, in Deutschland ist der Schulerfolg offensichtlich auch in einem relativ hohen Maße von der sozialen Herkunft abhängig. Allerdings bezieht sich die Mehrheit der Studien auf den Vergleich nationaler Systeme; die Befunde lassen sich nur eingeschränkt auf den hierzulande geltenden Bildungsföderalismus übertragen. Vor diesem Hintergrund möchte die Autorin mit ihrer methodisch sehr sorgfältig angelegten Studie die bildungssoziologische Perspektive mit der der vergleichenden Policy-Forschung verbinden und den Einfluss der Bildungspolitik der Bundesländer auf Ausprägung und Bestimmungsfaktoren der Bildungsungleichheit behandeln. Im Rahmen einer Mehrebenenanalyse werden bildungspolitische Institutionen (u. a. frühkindliches Bildungswesen, Ganztagsschulen; Bildungsausgaben; Gliederung Sekundarstufe I) auf ihre ungleichheitsfördernden bzw. -hemmenden Effekte untersucht. Soziale Bildungsungleichheit wird – auf Basis der PISA-Daten 2000 und 2003 – zum einen über den Zugang zum Gymnasium, zum anderen über den Kompetenzerwerb gemessen. Die bildungspolitischen Effekte werden mithilfe relevanter Rahmenbedingungen (u. a. Ost-West-Unterschied; Urbanisierungsgrad; Migrationsanteil) kontrolliert. Zu den zentralen Ergebnissen dieser sehr anregenden Studie zählen (mindestens) drei Befunde: zwischen den Ländern gibt es deutliche Unterschiede in der Art der Bildungsungleichheiten (Zugang bzw. Kompetenzerwerb); Bildungspolitik bietet am ehesten Möglichkeiten, Ungleichheiten des Zugangs zu reduzieren; für einen Abbau von Ungleichheiten im Kompetenzerwerb hat die frühkindliche Bildung die größte Bedeutung.