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Herfried Münkler

Der Wandel des Krieges. Von der Symmetrie zur Asymmetrie

Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2006; 397 S.; brosch., 34,- €; ISBN 978-3-938808-09-2
Der 11. September 2001 hat die Frage nicht nur theoretisch aufgeworfen: Was bedeutet in einem militärischen Konflikt „Asymmetrie“? In so mancher gegenwärtiger militärtheoretischer, strategischer und sicherheitspolitischer Diskussion wird der Begriff „Asymmetrie“ synonym für „neue Kriege“ verschlagwortet, jedenfalls für eine moderne Form der kriegerischen Auseinandersetzung. Münkler zeigt allerdings – ein historischer Rückblick ist kein akademischer Luxus –, dass es schon immer um die Frage der Symmetrie ging und darum, dass es entweder der militärisch Überlegene war, der eben aufgrund seiner Feuerkraft, seiner Führungsfähigkeiten, seiner Technik, seiner Quantität, zwangsläufig asymmetrisch agierte; oder es war der Unterlegene, der die Asymmetrierung des Konfliktes suchte, um eben einen Vorteil zu schaffen, der nicht auf den klassischen Feldern lag. So entwickelte sich der Guerillakampf, so der internationale Terrorismus. Asymmetrisch ist der strategische Ansatz der Weltmächte in Geschichte und Gegenwart, z. B. indem sie ihren technischen Vorsprung halten und ausbauen. Der „Wandel des Krieges“ ist politisches Dauergeschäft. Die Gleichartigkeit im Kriegshandeln ist ein trügerisches Kunstgebilde, tatsächlich im Kalten Krieg letztmalig praktiziert, nicht durch Regeln, sondern durch Gleichartigkeit der Vernichtungsangst bedingt. Die Gefahr für die staatlichen Akteure im gegenwärtigen, asymmetrischen Krieg gegen den Terror (wie er sich bspw. in Afghanistan zeigt oder im Irak) liegt also nicht im militärischen Handeln allein, sondern in den strategischen Entscheidungen darüber, wie der Vorteil wiedererlangt werden kann, gegenüber einem Gegner, den man nicht mit klassischer Technik- und Massenüberlegenheit treffen kann. Wenn man so will: Die durch Terror bedrohten Gesellschaften nehmen mehr Schaden bei der Abwehr (letztendlich durch Aushebeln der eigenen, demokratischen Grundlagen, die eigentlich nicht verhandelbar sind: Pressefreiheit, Privatsphäre etc.) als durch die „asymmetrischen“ Anschläge selbst.
Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
Rubrizierung: 4.1 | 4.41 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Herfried Münkler: Der Wandel des Krieges. Weilerswist: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/25736-der-wandel-des-krieges_29875, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 29875 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken