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Martin Dolzer

Der türkisch-kurdische Konflikt. Menschenrechte – Frieden – Demokratie in einem europäischen Land?

Bonn: Pahl-Rugenstein 2012; 221 S.; 2., erw. Aufl.; brosch., 19,90 €; ISBN 978-3-89144-429-0
„Meine These ist, dass sich der türkisch-kurdische Konflikt und die Assimilationspolitiken in der Region Mittlerer Osten […] – in ihrer nationalistisch-rassistischen Ausprägung – über Jahrhunderte entwickelt haben und in unterschiedlicher Ausprägung ununterbrochen fortgesetzt werden“ (10 f.), beschreibt Martin Dolzer, Soziologe und freier Journalist, den Kurdistankonflikt in der Türkei. Äußerst detailliert zeichnet er in diesem Band den historischen Verlauf des Konfliktes nach. Eine zentrale Rolle spielt dabei immer wieder das Militär, das gerade in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg an vielen Aktionen gegen die Kurden beteiligt war und so zur Destabilisierung der Region wesentlich beigetragen hat. Dolzer ordnet den türkisch-kurdischen Konflikt zudem in weitere Kontexte ein, wie seine Exkurse auf patriarchale Gesellschaftsordnungen und hegemoniale Kulturen zeigen. Auch werden die kurdischen Parteien und andere Gesellschaftsgruppen ausführlich aus soziologischer Perspektive betrachtet. Im zweiten Teil des Buches greift Dolzer dann auf eigene Erkenntnisse zurück, hier werden erlebte Erfahrungen und persönliche Interviewsituationen beschrieben, die einen individuelleren Eindruck vermitteln. Detailreich schildert er dabei die Leiden der kurdischen Bevölkerung und beweist in vielen Exkursen zu PKK-Führer Abdullah Öcalan, Zeitungsverboten und der kurdischen Ideologie sein Fachwissen. Er rundet die Darstellung mit Berichten verschiedener Delegationen, zahlreichen Grafiken und politischen Stellungnahmen ab. Allerdings leidet das Buch unter einer mangelhaften Zitierweise und einem oft mehr polemischen als wissenschaftlichen Schreibstil – Dolzer bezeichnet die Türkei als „patriarchal-rassistische Demokratie“ (164) und verweist in knapp einem Drittel seiner Argumente auf Wikipedia. Auch wenn er mit dem Anspruch angetreten ist, gegen den medialen Mainstream zu schreiben, misslingt es ihm, eine tatsächlich differenzierte Perspektive auf den hochkomplexen Konflikt zu entwickeln.
Vincent Wolff (VW)
Student der Politikwissenschaft, Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn.
Rubrizierung: 2.63 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Vincent Wolff, Rezension zu: Martin Dolzer: Der türkisch-kurdische Konflikt. Bonn: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34759-der-tuerkisch-kurdische-konflikt_41783, veröffentlicht am 06.12.2012. Buch-Nr.: 41783 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken