
Der Streit um Migration in der Bundesrepublik Deutschland, der Schweiz und Österreich. Eine vergleichende diskursgeschichtliche Untersuchung
Habilitationsschrift Düsseldorf. - Niehr untersucht die spezifischen Argumentationsweisen innerhalb der Mediendiskurse zur Migration in der Bundesrepublik Deutschland, der Schweiz und in Österreich. Angelegt als eine vergleichende linguistische Arbeit, die ihren Ursprung in dem DFG-Projekt „Die Einwanderungsdiskurse im öffentlichen Sprachgebrauch seit 1945“ (Universität Düsseldorf) hat, zeichnet der Autor einen Wandel der Begründungen und damit der Einstellungen zu den Themen „Gastarbeiter“ und „Asylbewerber“ nach. In Anlehnung an diskursanalytische Ansätze (Foucault) und an eine Sprachgeschichte als Mentalitätsgeschichte (in der Tradition der Schule der Annales) entwickelt der Autor Instrumentarien zur Analyse großer Textkorpora. Die hier untersuchten Texte umfassen 103 Kommentare aus deutschsprachigen Wochen- und Tageszeitungen. Jeder Diskurs zu den Themen „Gastarbeiter“ beziehungsweise „Asylbewerber“ wird einzeln für bestimmte Zeitabschnitte (1964-67 und 1972-74 bzw. 1979-82) in den drei Staaten quantitativ und qualitativ genau untersucht und schließlich mit den Ergebnissen der jeweils anderen Diskursanalysen verglichen. Das Ergebnis der Arbeit zeigt, dass eine ursprünglich als wenig problematisch empfundene Situation im Laufe der Zeit als zunehmend belastend wahrgenommen wurde. Die öffentliche Diskussion ist dabei von äußeren Entwicklungen wie der so genannten „Ölkrise“ 1972/73 und einem Ansteigen der Asylbewerberzahlen beeinflusst worden. Dabei traten Argumente, die die menschlichen Schicksale der Migranten betrafen, zugunsten von ökonomischen (Kosten-Nutzen-Rechnungen) beziehungsweise rechtlichen Aspekten zurück.