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Samuel Salzborn (Hrsg.)

Der Staat des Liberalismus. Die liberale Staatstheorie von John Locke

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2010 (Staatsverständnisse 31); 247 S.; 29,- €; ISBN 978-3-8329-4500-8
In der mit über 30 Bänden inzwischen recht stattlichen, von Rüdiger Voigt verantworteten Reihe „Staatsverständnisse“ zu den Klassikern und auch aktuellen Denkern der Staats- und Gesellschaftstheorie darf ein Band zu John Locke natürlich nicht fehlen – gilt er doch als Vordenker rechtsstaatlicher Demokratien und auch als Apologet des Kapitalismus. Salzborn, Politikwissenschaftler an der Universität Gießen, ist es dabei gelungen, eine Reihe von Autorinnen und Autoren zu versammeln, die sein Werk in historischer, ideengeschichtlicher, vergleichender und politisch-theoretischer Perspektive neu aufarbeiten. Aktuell sieht sich die liberale Staatstheorie wieder mit dem Dilemma konfrontiert, das sie von Anfang an begleitet hat: Wie viel Freiheit darf sein, um Freiheit nicht zu gefährden (Stichwort z. B.: Finanzmärkte) und wie viel Freiheit muss sein, um überhaupt frei leben zu können (Stichwort z. B.: Bürgerrechte und Anti-Terrorkampf)? Salzborn hat den Band in diesem Spannungsverhältnis „zwischen freiheitlicher Grundorientierung und staatlicher Reglementierung von Freiheit“ (9) konzipiert und will insgesamt zeigen, dass es sich bei Locke um einen „nach wie vor für die theoretische und systematische Diskussion relevanten und instruktiven Autoren“ (9) handelt. Hervorzuheben sind dabei besonders zwei Aufsätze, in denen jeweils ein bisher wenig berücksichtigter Aspekt des Werkes herausgearbeitet wird: der Beitrag von Ulrich Weiß über den Zusammenhang von Erkenntnistheorie und politischer Philosophie – zumal Locke’s empiristisches Hauptwerk „An Essay Concerning Human Understanding“ seinerzeit fast zeitgleich mit den „Treatises“ erschien; und der Beitrag von Beate Rosenzweig über das widersprüchliche Verhältnis von Privatheit und Politik, weil Locke gegen den „liberalen Antipatriarchalismus“ seiner eigenen Vertragstheorie letztendlich an einer „geschlechtsspezifische(n) Grenzziehung“ (130) festhielt.
Robert Chr. van Ooyen (RVO)
Dr., ORR, Hochschullehrer für Staats- und Gesellschaftswissenschaften, Fachhochschule des Bundes Lübeck; Lehrbeauftragter am OSI der FU Berlin sowie am Masterstudiengang "Politik und Verfassung" der TU Dresden.
Rubrizierung: 5.32 Empfohlene Zitierweise: Robert Chr. van Ooyen, Rezension zu: Samuel Salzborn (Hrsg.): Der Staat des Liberalismus. Baden-Baden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32238-der-staat-des-liberalismus_38470, veröffentlicht am 27.05.2010. Buch-Nr.: 38470 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken