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Michael Spieker (Hrsg.)

Der Sozialstaat. Fundamente und Reformdiskurse

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012 (Tutzinger Schriften zur Politik 4); 305 S.; brosch., 49,- €; ISBN 978-3-8329-7215-8
Der Schwerpunkt des Bandes liegt nicht auf der Gegenwart des Sozialstaates, sondern auf seiner Herkunft und auf den Perspektiven seiner Weiterentwicklung. Im ersten Teil werden zunächst theoretische Grundlagen von Sozialpolitik erörtert. Neben Philosophen wie Hegel, Honneth oder Rawls spürt beispielsweise Markus Vogt auch den konfessionellen Wurzeln speziell des katholischen Sozialkapitalismus nach. Demokratische Teilhabe und Verteilungsgerechtigkeit sind die Prämissen, auf die die verschiedenen normativen Ansätze größtenteils gründen. Auf dieser Grundlage basiert auch Ulrich Thielemanns kritische Auseinandersetzung mit der aktuell anzutreffenden Verteilung von Einkommen und Vermögen und der öffentlich geführten Debatte darum. Diesen kritischen Duktus nehmen einige der Autoren auf, die im zweiten Teil einzelne sozialpolitische Themen‑ bzw. Aufgabenfelder und deren Entwicklung(smöglichkeit)en betrachten. Neben Alterssicherung, Familienpolitik und der Ausweitung prekärer Arbeit werden auch Modelle der grundlegenden sozialen Absicherung vorgestellt und diskutiert. Gerade bei der Renten‑ und bei der Familienpolitik offenbaren sich grundlegende Änderungen, die auch vor den einst angestrebten Zielen nicht haltmachen. Inwiefern der demografische Wandel, den Stefanie Wahl interessanterweise als eine Art unabhängige Variable ausmacht, ursächlich dafür ist, bleibt unter den Autoren umstritten. So führt beispielsweise Albrecht Müller ins Feld, dass der Sozialstaat auch durch „systematische[.] […] Meinungsmache“ (278) bedroht wird. Wenn Martina Wegener schließlich im bürgerschaftlichen Engagement eine Möglichkeit sieht, soziale Aufgaben in der Gesellschaft zu bewältigen, wobei aber die Beteiligung an politischen Entscheidungen zwingender Bestandteil einer Bürgergesellschaft sein muss, ist der Bogen zurückgeschlagen zur Frage nach der Bedeutung von Sozialpolitik innerhalb der freiheitlichen Demokratie. Die Beiträge sind größtenteils Verschriftlichungen von Vorträgen, die an der Akademie für Politische Bildung Tutzing gehalten wurden.
Daniel Gerstenhauer (DG)
M. A., Sozialwissenschaftler, Doktorand, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.3 | 2.32 | 2.331 | 2.342 | 2.333 | 5.41 | 2.35 | 5.43 Empfohlene Zitierweise: Daniel Gerstenhauer, Rezension zu: Michael Spieker (Hrsg.): Der Sozialstaat. Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37479-der-sozialstaat_43444, veröffentlicht am 04.09.2014. Buch-Nr.: 43444 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken