Der russische "Sonderweg"? Aufsätze zur neuesten Geschichte Russlands im europäischen Kontext
Anderthalb Jahrzehnte nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Abbruch des russischen Demokratisierungsexperiments der 90er-Jahre erscheint die Periode der Perestroika bereits als weit entfernte und extrem kurze Blütephase demokratischen Denkens in Russland. Luks fasst Forschungsergebnisse aus den letzten 30 Jahren zusammen und behandelt in kurzen Aufsätzen fünf für die neuere russische Geschichte entscheidende Aspekte: das ambivalente Verhältnis Russlands zum Westen, die gesellschaftsumwälzende Erfahrung des Stalinismus, das Verhältnis zwischen Nationalsozialismus und Kommunismus, die Bedeutung des polnisch-russischen Verhältnisses und das Ende der Sowjetunion. Im Mittelpunkt der kurzweilig geschriebenen, aber miteinander inhaltlich kaum verknüpften Texte steht stets die Frage nach einer möglichen Zensur der russischen Geschichte, einem anhaltenden Durchbruch des Landes in Richtung einer pluralistischen Gesellschaftsordnung und liberalen politischen Kultur. Die Aufsätze widerspiegeln hierbei die unter der russischen Intelligentsija und insbesondere unter russischen Emigranten schon zu Beginn der 90er-Jahre weit verbreitete Skepsis hinsichtlich der Perestroika-Ideale, wobei die jüngste Geschichte diese Zurückhaltung eindrucksvoll zu bestätigen scheint.