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Toshi Yoshihara / James R. Holmes

Der rote Stern über dem Pazifik. Chinas Aufstieg als Seemacht – und wie antworten die USA

Hamburg/Berlin/Bonn: Verlag E. S. Mittler & Sohn GmbH 2011; XII, 258 S.; geb., 24,95 €; ISBN 978-3-8132-0929-7
China vollziehe „einen grundlegenden Wandel in der Einstellung gegenüber maritimen Belangen“ (16), lautet die zentrale Aussage dieser Studie. Yoshihara und Holmes, Dozenten am Institut für Strategie und Politik am Naval War College in Newport (Rhode Island), haben beobachtet, dass sich chinesische Politiker, Militärs und Wissenschaftler verstärkt mit den Thesen des US-amerikanischen Marinestrategen Alfred Thayer Mahan (1840 bis 1914) beschäftigen. Für diesen verschmelzen „Gewerbe und Handelsverkehr, Handels- und Marineflotten sowie geografische Expansion miteinander“ (16) – mit Expansion sei die Erlangung von Stützpunkten und Ankerrechten gemeint, der Handelsverkehr stehe in seiner Hierarchie an erster Stelle. Die Autoren weisen vor diesem theoretischen Hintergrund die lange im Westen aufgestellte Behauptung, China habe kein Interesse, sich als Seemacht zu etablieren und sei dazu auch gar nicht in der Lage, als voreingenommen und wenig kenntnisreich zurück. Sie tragen – u. a. zitiert aus den halbjährlich in Peking herausgegebenen Weißbüchern zur nationalen Verteidigung – zahlreiche Hinweise und Fakten zusammen, die das Gegenteil belegen. Demnach strebt China vor allem danach, die eigenen maritimen Handelswege selbst sichern zu können. „Peking befürchtet einen Versuch seitens der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten, die Meeresstraßen von Malakka, Lombok oder Sunda als einen indirekten Gegenschlag während eines Taiwan-Konflikts für die chinesische Schifffahrt zu schließen.“ (83) Yoshihara und Holmes begutachten die militärischen Konsequenzen der chinesischen Grundsatzentscheidung, die Marine auf die Sicherung der eigenen (Handels-)Interessen auszurichten, vorrangig mit Blick auf die US-amerikanische Sicherheitspolitik und die Fähigkeit der US-Marine, im Südchinesischen Meer präsent und de facto unangreifbar zu sein. Im Hintergrund steht dabei ganz deutlich die Frage, ob und wie lange noch die USA die Sicherheit Taiwans vor einer Invasion der Volksrepublik gewährleisten können. Die Autoren unterstellen China keineswegs, eine kriegerische Auseinandersetzung anzustreben, dennoch stehe das „Ende des militärischen Gleichgewichts in der Meerenge zugunsten Taipeis und Washingtons“ für einen „geostrategischen Trend“ (199): China wetteifere nicht global mit den USA um eine maritime Vorherrschaft, entwickle sich aber zu einer großen Herausforderung „für die Standkraft der Vereinigten Staaten in Asien“ (206).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.22 | 2.68 | 2.64 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Toshi Yoshihara / James R. Holmes: Der rote Stern über dem Pazifik. Hamburg/Berlin/Bonn: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34461-der-rote-stern-ueber-dem-pazifik_41388, veröffentlicht am 08.03.2012. Buch-Nr.: 41388 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken