Die These von der Postdemokratie, mit der Colin Crouch das Unbehagen in den westlichen Demokratien hinsichtlich ihrer Fähigkeit, den Kapitalismus zu regulieren, popularisiert hat, treibt offenkundig die politischen Thinktanks um. Jedenfalls ist im Umfeld der SPD‑nahen Friedrich‑Ebert‑Stiftung nun ein Sammelband zusammengestellt worden, der sich mit Crouchs These auseinandersetzt. Der Zugang zum Thema soll weniger der Makroperspektive gelten, stattdessen gilt der Fokus „politisch engagierte[n] Menschen in den unterschiedlichsten Bereichen“ (12). Die Fallhöhe dieses Zugangs ist nicht sonderlich hoch und was an Beiträgen zusammengekommen ist, kann zweifelsfrei als interessant gewertet werden und passt auch zum Thema, irgendwie. Allerdings mäandert der Sammelband zwischen Einzelaspekten, Beobachtungen und eher summarischen Theoriebetrachtungen. Was fehlt, ist zum einen der rote Faden. Zwar besitzt der Sammelband durch die Zahl der ausgewählten Beiträge eine kommunikationswissenschaftliche Schieflage, die jedoch auch nicht so recht kontextualisierend wirkt. Zum anderen fehlt die Orientierung, wie die Ambivalenz politischer Partizipation, sowohl demokratisches Potenzial als auch exkludierende Elemente zu befördern, bewältigt werden kann beziehungsweise sich in ein normativ akzeptables Demokratiemodell integrieren lässt. Sicherlich sehen alle Autoren das Problem. Sie gehen dabei aber fast durchgängig von der Prämisse aus, dass jede soziale Bewegung ein Demokratisierungspotenzial besitzt. Doch in Zeiten von PEGIDA oder einem in Nationalismus latent umschlagenden Populismus muss wohl gerade diese Betrachtung infrage gestellt werden. Das wäre die Aufgabe eines zusammenfassenden Beitrags gewesen, der schlicht fehlt. Somit bleiben am Ende der Lektüre ziemlich viele Fragen offen. Die implizite Idee des Bandes, eine Partei zu beraten und zu orientieren, wird dadurch leider verfehlt.