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Jens Rosenbaum

Der politische Einfluss von Rating-Agenturen

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2009; 244 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-531-16491-5
Politikwiss. Trier; Gutachter: S. Heilmann, J.-C. Gottwald. – Rating-Agenturen zählen zu den wichtigsten Finanzmarktakteuren. Mit ihren Bonitätsbewertungen geben sie nicht nur eine Orientierungshilfe für Anlageentscheidungen, sondern sie koordinieren weltweite Kapitalströme und beeinflussen die Finanzierungskosten von Unternehmen und Staaten. Sie üben hierdurch eine „öffentliche Regulierungsfunktion“ (22) aus, so der Autor, und sind damit „von genuin politischer Bedeutung“ (23). Die politische Relevanz von Rating-Agenturen wird in der Politikwissenschaft erst langsam thematisiert und kontrovers beurteilt. Um den komplexen politischen Einfluss von Rating-Agenturen auf die nationale Politikgestaltung möglichst umfassend und differenziert erklären zu können, entwickelt Rosenbaum ein Modell der Neuen Politischen Ökonomie. Im Mittelpunkt dieses Modells steht das Verhalten von Regierungen im Falle einer Herabstufung der Bonität. Als weitere politische Faktoren und politikwissenschaftliche Konzepte werden die Struktur der Wählerschaft, verfassungsrechtliche, historische und kulturelle Aspekte, die Rolle von Veto-Spielern sowie das politische Schuldenmanagement in das Modell integriert. Rosenbaum wendet das Modell am Beispiel der US-Präsidentschaftswahlen von 1992 und 2004 sowie der Bundestagswahlen von 1994 und 2005 an. Danach besitzen die Rating-Agenturen in den USA einen größeren politischen Einfluss als in der Bundesrepublik. Doch insgesamt zeigt sich, dass Rating-Agenturen weder das an Stimmenmaximierungskalkülen orientierte Handeln der Regierungen bestimmen noch ihnen konkrete Vorschriften machen. „Vielmehr werden die Finanzmärkte ein zunehmend wichtigeres Spielfeld, auf dem der politische Wettbewerb stattfindet, weil sie Wachstums- und Verteilungsfragen berühren und die Wiederwahlchancen von Regierungen beeinflussen. Die Spielregeln auf diesem Spielfeld“, so Rosenbaums Fazit, „bestimmen allerdings nicht die Finanzmarktakteure, sondern die Regierungen.“ (226)
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.43 | 2.2 | 2.26 | 2.3 | 2.33 | 2.64 | 3.5 | 5.45 | 2.34 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Jens Rosenbaum: Der politische Einfluss von Rating-Agenturen Wiesbaden: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30455-der-politische-einfluss-von-rating-agenturen_36157, veröffentlicht am 05.05.2009. Buch-Nr.: 36157 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken