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Alexander Flores

Der Palästinakonflikt. Wissen was stimmt

Freiburg i. Br./Basel/Wien: Herder 2009 (Herder spektrum 6082); 128 S.; kart., 8,95 €; ISBN 978-3-451-06082-3
„Dieses Buch zeichnet kein schmeichelhaftes Bild der zionistischen Bewegung und Israels“ (12), kündigt Flores, Professor für Wirtschaftsarabistik in Bremen, einleitend an. Tatsächlich ist seine Darstellung des Nahost-Konflikts geradezu israelfeindlich geraten. In dem durchgängig für die Palästinenser Partei ergreifenden Text findet Flores denn auch nicht immer die richtigen Worte – etwa, wenn er den Holocaust nur im Halbsatz erwähnt und schreibt, die Zionisten hätten diesen „für ihre Sache“ (45) ausgenutzt. Auch erfährt man kaum etwas darüber, dass Israel eine Demokratie ist, in der auch die muslimischen Bürger wählen. Weitere Ausblendungen dienen ebenfalls einer Argumentation, in der die Palästinenser nur als Opfer dargestellt werden, die insgesamt schillernde Figur Arafat und seine dann politisch problematische Rolle werden fast gar nicht thematisiert. Man erfährt aber, dass sich Clinton an dem Versuch beteiligt haben soll, Arafat „über den Tisch zu ziehen“ (101), weshalb dem Palästinenser das Scheitern der historischen Möglichkeit, einen dauerhaften Frieden zu schaffen, nach Ansicht des Autors auch nicht anzulasten ist. Außerdem wird der Leser beispielsweise darüber informiert, dass die fundamentalistische Hamas gar nicht so schlimm wie ihr Ruf und ihre Forderung nach der Beseitigung Israels vielleicht gar nicht so gemeint ist. Man könnte durchaus mit ihr verhandeln: „Die Erfahrung lehrt, dass man sich auf Versprechungen von Hamas verlassen kann.“ (96) Flores meint, dass sich die „bedenklichen Tendenzen“ dieser islamistischen Organisation „am ehesten einhegen lassen, wenn man sie am politischen Prozess beteiligt“ (97). Insgesamt ist es zwar nicht so, dass dieser Band nicht informativ oder uninteressant wäre, die Darstellung der palästinensischen Position hat sicher ihre Berechtigung. Nur dass dies im Rahmen einer eher populärwissenschaftlichen Reihe stattfindet, in der ein Basiswissen vermittelt werden soll, verwundert dann doch.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.63 | 2.23 | 2.25 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Alexander Flores: Der Palästinakonflikt. Freiburg i. Br./Basel/Wien: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31073-der-palaestinakonflikt_36943, veröffentlicht am 13.10.2009. Buch-Nr.: 36943 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken