Der Nahostkonflikt – politische, religiöse und theologische Dimensionen
Der Autor ist Dozent an der Katholischen Akademie des Bistums Essen. Sein aus zwei Tagungen hervorgegangener Sammelband ist der Frage gewidmet, welchen Beitrag Religionen zur Eskalation sowie zur Deeskalation von Konflikten leisten können. Diese Ambivalenz zwischen mediatorischem Bemühen um Friedensverhandlungen auf der einen Seite und der Konfliktverschärfung auf der anderen Seite wird dabei näher betrachtet. Die Rolle der Religionen im Nahostkonflikt ist multikomplex, und erst durch eine Zusammentragung von soziologischen, politologischen, religionswissenschaftlichen sowie theologischen Perspektiven wird mehr Transparenz geschaffen. So lautet die zentrale These des Herausgebers, dass Konflikte nur dann adäquat analysiert werden können, wenn die Weltdeutungen und Transzendenzbezüge der in sie involvierten Akteure genau erfasst sind. Ein großes Problem dabei ist, dass die Konfliktparteien Religionen als Legitimationsinstanzen für ihre politischen Ziele beanspruchen. So kann die Vereinnahmung von religiösen Argumentationen – etwa bei der Proklamation für Land – zu dogmatischen Handlungsweisen führen. Dies beschleunigt die Radikalisierung und Fundamentalisierung der Konfliktparteien und konterkariert Friedensbemühungen. Die Differenz zwischen Selbst- und Fremdbild kann dabei als ein Impuls für eine Untersuchung jener religiösen Traditionen wahrgenommen werden. Der muslimische/jüdische Anspruch auf das heilige Land bleibt meist in der Erklärung der eigenen Argumente verhaftet und bietet kaum Raum für Empathie. Dieser Sammelband hat seinen Schwerpunkt in einer religionswissenschaftlichen/theologischen Perspektive, er macht die unterschiedlichen Interpretationen der religiösen Werke und die daraus resultierenden Beanspruchungen für das „Heilige Land“ transparenter. Auch der Umgang mit Gewalt wird thematisiert. Dies reicht vom Tötungsverbot der monotheistischen Religionen bis hin zum Märtyrerkult.