Skip to main content
Heinz-Dieter Winter

Der Nahe und Mittlere Osten am Ende des Ost-West-Konflikts. Politische und ideologische Orientierungen der Region zwischen Maghreb und Golf

Berlin: trafo verlag dr. wolfgang weist 1998 (Gesellschaft - Geschichte - Gegenwart 15); 247 S.; 49,80 DM; ISBN 3-89626-193-2
Der Autor, von 1960 bis 1990 im Diplomatischen Dienst der DDR tätig (zuletzt als stellvertretender Außenminister) und dabei in mehreren arabischen Ländern eingesetzt, untersucht die Auswirkungen, die das Ende des Ost-West-Konfliktes auf verschiedene regionale Entwicklungen im Nahen und Mittleren Osten hatte. Er führt damit Arbeiten wie die von Helmut Hubel und Gunther Hellmann weiter, die in umfangreichen Studien den Abschluß der Supermachtrivalität in dieser Region bereits gründlich analysiert haben. Als Untersuchungsgegenstand zieht Winter die innen- und außenpolitischen Entwicklungen in den arabischen Staaten seit der Mitte der 80er Jahre, die regionalen Auswirkungen des zweiten Golfkrieges, den Madrider Friedensprozeß, die jüngsten Demokratisierungsansätze in den arabischen Staaten und die Entwicklung des arabischen Nationalismus sowie des Islamismus heran. Dabei legt er nur zum geringsten Teil eigenständige Untersuchungsergebnisse vor - dazu fehlt auch eine adäquate politikwissenschaftliche Methodik -, aber der Autor gibt auf wissenschaftlich solider Basis einen Überblick über den Stand der Forschung. Einen seiner Schwerpunkte bildet die Stellung der Vereinigten Staaten in der Region. Winter konstatiert sowohl im Kontext des Madrider Friedensprozesses als auch in der sicherheitspolitischen Konstellation am Persischen Golf eine unangefochtene Stellung der einzigen Weltmacht im Nahen und Mittleren Osten. Ob es allerdings gerechtfertigt ist, von einer "Pax Americana" (57) in der Region zu sprechen, ohne diesen häufig verwendeten Begriff analytisch zu füllen, muß bezweifelt werden. Dabei hätte der Autor Wichtiges leisten können, denn Arbeiten, die diese Frage auch theoretisch zu erfassen suchen, müssen als eine der wichtigsten Desiderate der Nahostforschung gelten. Winter sieht die Binnenkonflikte des Nahen und Mittleren Ostens auch nach der Abkoppelung vom Ost-West-Konflikt weit von einer Lösung entfernt. Zu ihrer Regelung benötigen die einzelnen Staaten in ihrem Inneren ein höheres Maß an Stabilität, für das die Demokratisierung eine notwendige Voraussetzung bildet, und auf der regionalen Ebene bedarf es eines wirksamen Sicherheitssytems, das, so der Autor, in der Lage ist, die zahlreichen zwischenstaatlichen Spannungen, wie z. B. Verteilungskonflikte um relevante Ressourcen, ungeklärte Grenzfragen und fehlende sicherheitspolitische Kooperation, zu regulieren. Aus dem Inhalt: I. Das Duell USA-Sowjetunion im Nahen und Mittleren Osten Ende der 80er Jahre; II. Der zweite Golfkrieg und Pax Americana; III. Syrien, die PLO und Israel: Fortsetzung der Konfrontation unter neuen Bedingungen oder Zwang zum Frieden? IV. Der nahöstliche Friedensprozeß von Madrid bis Oslo; V. Demokratisierung - zwischen Stagnation und neuen Chancen; VI. Vom arabischen Nationalismus zum Islamismus; VII. Naher und Mittlerer Osten: Zentraler Weltkrisenherd oder regionales Sicherheitssystem zwischen Nord und Süd.
Markus Kaim (MK)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Forschungsgruppe "Sicherheitspolitik", Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin.
Rubrizierung: 2.63 | 4.22 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Markus Kaim, Rezension zu: Heinz-Dieter Winter: Der Nahe und Mittlere Osten am Ende des Ost-West-Konflikts. Berlin: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/5234-der-nahe-und-mittlere-osten-am-ende-des-ost-west-konflikts_6876, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 6876 Rezension drucken