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Olivier Roy

Der islamische Weg nach Westen. Globalisierung, Entwurzelung und Radikalisierung. Aus dem Englischen von Michael Bayer, Norbert Juraschitz und Ursel Schäfer

München: Pantheon 2006; 368 S.; 12,90 €; ISBN 978-3-570-55000-7
Roy erklärt die Radikalisierungstendenzen junger Muslime in Europa im Spannungsfeld von Globalisierung und kultureller Entfremdung. Die zentrale These des französischen Islamismus-Experten lautet: Der politische, staatlich verfasste Islamismus ist gescheitert. Der moderne Islamismus (vertreten insbesondere durch die Salafisten) versucht, den Islam von allen (unterschiedlichen) kulturellen Besonderheiten zu „säubern“ und über alle Kulturgrenzen hinweg eine reine Glaubensgemeinschaft zu schaffen. Der „Neo-Islamismus“ stößt Roy zufolge bei jungen Muslimen in Europa auf so viel Zuspruch, weil er ihr Bedürfnis nach Abgrenzung von der Kultur der Eltern befriedige. Kulturelle Entwurzelung („Dekulturation“) werde ihnen nicht als Verlust, sondern als Chance präsentiert, an einem unverfälschten, internationalen Islam teilzuhaben. Man muss Roy nicht in allen Details folgen oder sämtliche angeführten Indikatoren für zutreffend halten. Seine Grundthese aber ist glaubwürdig und regt zum Weiterdenken an. Abseits der Standardpositionen im Diskurs um Radikalisierungstendenzen europäischer Muslime präsentiert Roy eine differenzierende Theorie. Sowohl Lesern, die sich intensiv mit der Thematik beschäftigen, als auch „Gelegenheitslesern“ kann das Buch wegen seiner verständlichen Sprache und überzeugenden Argumente empfohlen werden.
Dirk Burmester (DB)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Angestellter der Freien und Hansestadt Hamburg.
Rubrizierung: 2.23 | 2.22 | 2.2 | 2.25 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Dirk Burmester, Rezension zu: Olivier Roy: Der islamische Weg nach Westen. München: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/26142-der-islamische-weg-nach-westen_30413, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 30413 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken