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Anna Kaminsky / Dietmar Müller / Stefan Troebst (Hrsg.)

Der Hitler-Stalin-Pakt 1939 in den Erinnerungskulturen der Europäer

Göttingen: Wallstein Verlag 2011 (Moderne Europäische Geschichte 1); 566 S.; geb., 39,90 €; ISBN 978-3-8353-0937-1
Die Deutung des Zweiten Weltkriegs nimmt in der Geschichtspolitik der europäischen Staaten einen nicht zu unterschätzenden Raum ein. Ein sehr unterschiedlich beurteiltes Element ist dabei der je nach politischer Position als „Hitler-Stalin-Pakt“, „Molotow-Rippentrop-Pakt“ oder „deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt“ bezeichnete Vertrag, der im August 1939 zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland und Stalins Sowjetunion geschlossen wurde. Die verschiedenen Deutungsmuster werden im Sammelband aufgezeigt, der die Beiträge einer internationalen Leipziger Tagung zum 70. Jahrestag des Vertragsschlusses im August 2009 enthält. Das groß angelegte Unternehmen nimmt vor allem die staatliche Geschichtspolitik, aber auch die gesellschaftliche Erinnerungskultur in den Blick. Die über 20 Beiträge sind hauptsächlich nach Regionen gegliedert. Sie zeigen die Bedeutung von „Geschichte“ für die politische Kultur besonders der Länder des ehemaligen sowjetischen Machtbereichs klar auf. Wie die Begrifflichkeiten bereits vermuten lassen, wird der Erinnerungsort „Hitler-Stalin-Pakt“ in den verschiedenen Teilen Europas ganz unterschiedlich bewertet. Gerade die gegensätzlichen Deutungen in Russland einer- und den baltischen Staaten sowie Polen andererseits tragen stark zu den politischen Verständigungsschwierigkeiten zwischen diesen Ländern bei. Der auch buchästhetisch sehr ansprechend gestaltete Band enthält auf 30 zum Teil farbigen Seiten zudem Auszüge der Ausstellung „1939 – Pakt über Europa“, die erstmals 2009 in Leipzig präsentiert wurde und sich mit der Erinnerung an den Vertragsschluss in Ostmitteleuropa befasst. Er begründet weiterhin eine von den Leipziger Historikern Hannes Siegrist und Stefan Troebst herausgegebene Reihe „Moderne Europäische Geschichte“, die aktuelle Europadebatten historisch fundieren will. Für das Thema des Bands heißt dies mit Marek Prawda, „Elemente einer europäischen Erinnerungskultur gerade dort zu suchen, wo es am schwierigsten scheint“ (35) – angesichts des politischen Konfliktpotentials von „Geschichte“ ein wichtiges Unterfangen.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.61 | 2.23 | 4.1 | 2.312 | 2.62 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Anna Kaminsky / Dietmar Müller / Stefan Troebst (Hrsg.): Der Hitler-Stalin-Pakt 1939 in den Erinnerungskulturen der Europäer Göttingen: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34371-der-hitler-stalin-pakt-1939-in-den-erinnerungskulturen-der-europaeer_41271, veröffentlicht am 15.12.2011. Buch-Nr.: 41271 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken