Die überraschende Niederlage der Bharatiya Janata Party (BJP/Indische Volkspartei) bei den Unterhauswahlen 2004 sei ein Ausdruck des „zweiten demokratischen Aufbruchs“ (368) in Indien, schreibt Voll. Zwar sei die BJP noch zweitstärkste Partei geworden, dennoch handele es sich bei dem Wahlergebnis um ein Mandat gegen die Vision eines von Hindu-Nationalismus dominierten Indien. In diesem Sammelband wird die Genese des Hindu-Nationalismus seit den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts als Reaktion auf konkrete historische Umstände nachgezeichnet, wobei die BJP als politischer Arm im Mittelpunkt steht. Deren Aufstieg fand den vorläufigen Höhepunkt bei den Unterhauswahlen 1999, die die BJP als Führerin eines Zweckbündnisses für sich entscheiden konnte. Berthold Kuhn schreibt, dass die BJP ihre Regierung durch eine erfolgreiche Mobilisierung aktionsorientierter zivilgesellschaftlicher Kräfte konsolidiert habe. Thematisiert werden ferner in den weiteren von Sozialwissenschaftlern und Praktikern geschriebenen Beiträgen unter anderem die Wahlkämpfe 1999 und 2004, die Außenpolitik nach 1999 und das hindu-nationalistische Pogrom in Gujarat 2002. Die Herausgeber möchten dieses Buch nicht nur als Beitrag für politisch Interessierte verstanden sehen, sondern ausdrücklich auch als Hintergrundinformation für „politisch Verantwortliche in ihrer Diskussion mit indischen Counterparts“ (XV). Die Bedeutung Indiens im „Zeitalter der Bombe“ (XV) und der Globalisierung steige und deshalb gehe es darum, deutsche wie europäische Interessen in Indien gezielter zu vertreten und zugleich Indien besser zu verstehen.