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Monika Griefahn / Edda Rydzy

Der Grundwiderspruch der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie. Cradle to Cradle als möglicher Lösungsweg. Ansatzpunkte und strategische Potentiale von Kulturpolitik

Online-Publikation 2013 (http://www.diss.fu-berlin.de/diss/servlets/MCRFileNodeServlet/FUDISS_derivate_000000013532/griefahn_rydzy_dissertation_gesamt.pdf); 484, 154 S.
Diss. FU Berlin; Begutachtung: O. Schwencke, W. Schneider. – „Welche Beiträge kann in Deutschland Kulturpolitik leisten, um gesellschaftliche Herausforderungen heute lösen zu helfen“ (17)? Monika Griefahn, ehemalige Umweltministerin Niedersachsens, und Edda Rydzy stellen in ihrer gemeinsam verfassten Dissertation die These auf, dass die Kulturpolitik in Deutschland aktiv zur Entwicklung des Umweltbewusstseins und des Entstehens des Leitmotivs der Nachhaltigkeit beigetragen hat. Die Kulturpolitik war in dieser Rolle zwar für die Öffentlichkeit kaum wahrnehmbar, verfügt allerdings für die Autorinnen über „strategische Potenzen […] vor allem in der Schaffung von Kommunikations‑ und Aktionsräumen, die die politischen, sozialen und sachlichen Fragmentierungen der Gesellschaft und ihre politischen Rhythmen überformen“ (22). Warum diese nicht genutzt wurden – zumal mit der 2002 beschlossenen deutschen Nachhaltigkeitsstrategie „Perspektiven für Deutschland“ ein auf einem demokratischen Konsens basierendes Rahmendokument vorliegt – versuchen die Autorinnen für den Zeitraum der Jahre 1970 bis 2011 unter anderem mittels Experteninterviews und unter Rückgriff auf strategietheoretische Ansätze zu klären. Ein Grund ist demnach, dass das Konzept der Nachhaltigkeit „spezifisch hohe Anforderungen an Strategieentwicklung“ (216) stellt, die sich unter anderem aus dem Spannungsverhältnis der notwendigen Langfristigkeit der Wirkung und der auf Legislaturperioden begrenzten politischen Gestaltungsmöglichkeiten ergeben. Als einen alternativen strategischen Ansatz und eine Antwort auf den Zielkonflikt von Wachstum und Konsumreduzierung präsentieren Griefahn und Rydzy das Prinzip der Öko‑Effektivität, als dessen Kernbestandteil das „cradle‑to‑cradle“‑Prinzip gilt: die vollständige Wiederverwertung von Produktbestandteilen in Analogie zum Prinzip des Stoffwechsels. Dem übergeordnet steht für sie allerdings die Vorstellung, dass „die Lösung der Umweltfrage bzw. die Neuordnung des Mensch‑Natur‑Verhältnisses im Kern von der Art und Weise der Produktion“ (325) abhängt. Kulturpolitik käme demnach die Aufgabe zu, eine solche Neuordnung durch eigene Beiträge zu begleiten. Angesichts der hier verlangten – ohne Übertreibung – revolutionären Veränderungen scheuen die Autorinnen auch nicht davor zurück, kulturpolitische Empfehlungen vorzulegen. Sie fordern unter anderem für den Bereich der symbolischen Politik, die „Entwicklung des Prinzips der Öko‑Effektivität zum […] prioritären Leitthema“ (382) zu machen.
Christian Patz (CPA)
M.A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften, Fachbereich Politikwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Rubrizierung: 2.3 | 2.32 | 2.331 | 2.34 | 2.341 | 2.342 | 2.343 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Monika Griefahn / Edda Rydzy: Der Grundwiderspruch der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie. 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37274-der-grundwiderspruch-der-deutschen-nachhaltigkeitsstrategie_45492, veröffentlicht am 10.07.2014. Buch-Nr.: 45492 Rezension drucken