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Elmar Altvater

Der große Krach. Oder die Jahrhundertkrise von Wirtschaft und Finanzen, von Politik und Natur

Münster: Westfälisches Dampfboot 2010; 261 S.; 14,90 €; ISBN 978-3-89691-785-0
Wirtschafts- und Finanzkrise, Armut und Hunger in den Entwicklungsländern, Klimawandel und Rohstoffknappheit – die Bewältigung all dieser Krisen stellt die gegenwärtige Politik vor eine Mammutaufgabe. Doch handelt es sich tatsächlich um Krisen (im Plural)? Dann könnten beispielsweise „Maßnahmen zur Überwindung der Finanzkrise ohne Bezug auf die Energie- und Klimakrise und den Hunger in der Welt vorgeschlagen werden“ (9). Altvater hingegen führt in bekannt überzeugender Weise die Interdependenz all dieser Aspekte im Detail aus und zeigt, dass wir es eben nicht mit multiplen Krisen zu tun haben, sondern mit einer Krise des gesamten politischen und ökonomischen Systems. Sein Buch liest sich gleichermaßen als Einführung in Ursachen, Verlauf und Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise wie auch als Plädoyer für einen politischen und theoretischen Ansatz, der sich auch aus einem Grund nicht länger damit begnügt, stückweise Reparaturen am System vorzunehmen: „Die wirtschaftspolitische Reparaturmannschaft ist dabei, mit dem Gesäß einzureißen, was sie mit den Händen gerade zu richten versucht.“ (211) Altvater diskutiert nachhaltige Auswege aus der Systemkrise wie den vieldiskutierten Green New Deal (den er ablehnt, weil dieser das gegenwärtige System lediglich in anderem Gewand reproduziert, dabei jedoch die Ursachen der Systemkrise unangetastet lässt) oder einen Sozialismus des 21. Jahrhunderts. Dieser scheint für den Autor ein zukunftsweisender Entwurf für eine zukünftige Gesellschaft zu sein, wobei betont wird, dass dieser nichts mit den sozialistischen Vorstellungen des 20. Jahrhunderts zu tun habe. Umfassende Planung sei zu komplex und tendiere zu Autoritarismen, zudem vernachlässige sie die potenzielle Vielfalt von Problemlösungen, wie sie in kleinen sozialen und geografischen Einheiten schon vielfach erprobt worden sei. Letzteres, verbunden mit einer radikalen Demokratisierung der Entscheidungsfindung und einem Staat, welcher die nachhaltigsten Probleme der Menschheit dem kapitalistischen Wettbewerb entziehe, sei der einzige erfolgversprechende Weg zur Überwindung der Systemkrise.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 4.43 | 2.2 | 5.42 | 5.45 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Elmar Altvater: Der große Krach. Münster: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32221-der-grosse-krach_38436, veröffentlicht am 01.09.2011. Buch-Nr.: 38436 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken