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Uwe Andersen (Hrsg.)

Der Deutsche Bundestag. Eine Einführung

Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag 2008 (uni studien politik); 155 S.; 9,80 €; ISBN 978-3-89974383-8
Dieses Büchlein, das in fünf Einzelbeiträgen Aufschluss über die Arbeit des Bundestages gibt, ist in mehrfacher Hinsicht beachtlich. Zunächst stammen die Beiträge durchweg von Autoren, die die Arbeit des Parlaments aus eigener beruflicher Erfahrung kennengelernt haben. Dabei führt diese Praxisnähe nicht zu einer geringeren Wissenschaftlichkeit, sondern durchweg zu einem sachgerechteren Verständnis. Mit dieser Nähe zur parlamentarischen Wirklichkeit dürfte zum Zweiten zusammenhängen, dass die Autoren nicht in das in anderen Veröffentlichungen so verbreitete Klagelied einer vermeintlichen Entparlamentarisierung oder Selbstentmachtung der Parlamentarier verfallen. Stattdessen warnt Bundestagspräsident Lammert vor „unerfüllten und unerfüllbaren Erwartungen“ (52) an den Bundestag. Treffend zeigt er, dass viele Vorgehensweisen, die heute am Parlament kritisiert werden, schon vor Jahrzehnten nicht anders waren: So wurde beispielsweise bereits bei der Rentenreform von 1957 maßgeblich auf externen Sachverstand zurückgegriffen. Lammerts Argumentation setzt sich im Beitrag von Wolfgang Zeh, dem langjährigen Direktor beim Bundestag, nahtlos fort. In klaren, kurzen Abschnitten widmet er sich den häufigsten Missverständnissen der Bürger in Bezug auf Bundestag und politischen Prozess: Bedeutung der Gewaltenteilung, Legitimation der Fraktionsdisziplin, Ablauf des legislativen Prozesses. Der Abgeordnete Kai Gehring schließlich stellt die Erfahrungen seines eigenen „Praxisschocks“ (133) nach der Wahl zum Abgeordneten dar, an denen die Arbeitsweise und die Prioritäten in der Arbeit von Abgeordneten sehr anschaulich werden. Abgerundet wird der Band von Beiträgen zur Stellung des Bundestages im politischen System (Wolfgang Ismayr) und zu den wissenschaftlichen Diensten des Parlaments (Uli Schöler/Thomas von Winter). Dieser Sammelband ist für Politikwissenschaftler lesenswert und er eignet sich auch hervorragend für die politische Bildungsarbeit.
Sebastian Galka (SGA)
Doktorand, Institut für Sozialwissenschaften (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.321 Empfohlene Zitierweise: Sebastian Galka, Rezension zu: Uwe Andersen (Hrsg.): Der Deutsche Bundestag. Schwalbach/Ts.: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/28896-der-deutsche-bundestag_34111, veröffentlicht am 20.08.2008. Buch-Nr.: 34111 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken