Skip to main content
Kay Zierold

Der Bruch der sozial-liberalen Koalition. Eine Analyse des Zerfallsprozesses anhand des "multi-dimensional framework" von Geoffrey Pridham

Herbolzheim: Centaurus-Verlagsgesellschaft 2004 (Politische Studien 8); XII, 288 S.; 24,90 €; ISBN 3-8255-0397-6
Warum scheiterte 1982 die sozial-liberale Regierungskoalition? Die damaligen Behauptungen der FDP, man verfüge mit der SPD in der Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik kaum noch über einen Konsens, seien „allenfalls Halbwahrheiten“ (186) gewesen, schreibt der Autor. Nachdem Kanzler Schmidt mit der Entlassung der FDP-Minister die zeitlichen Pläne dieser Partei für den Bruch der Regierungskoalition durchkreuzt hatte, habe man vielmehr die eigene Schuld „auf die Sozialdemokraten abwälzen“ wollen (186). Diese seien aber nicht für das Ende der Koalition verantwortlich. Zu diesem Ergebnis kommt Zierold nach einer Analyse der Wirtschafts-, Finanz-, Sozial- und Sicherheitspolitik der Koalitionspartner, die über eine stabile Mehrheit im Bundestag verfügten und sich in allen wichtigen Fragen hatten einigen können. Bis heute habe sich die damalige FDP-Spitze nicht über die wirklichen Gründe des von ihr provozierten Koalitionsbruchs geäußert, so Zierold, auch für diese Studie seien keine Interviews gegeben worden. Auf der Grundlage von Akten, Presseartikeln, persönlichen Aufzeichnungen und früher gegebenen Interviews der involvierten Politiker benennt der Autor zwei Motive für den von der FDP strategisch geplanten Koalitionswechsel: Zu nennen sei einerseits die Etablierung der Grünen als vierte Partei und damit als neue potenzielle Mehrheitsbeschafferin. Zum anderen habe die liberale Führungsspitze nur in einer Koalition mit der CDU/CSU die Möglichkeit gesehen, „eine Amnestieregelung für Steuerstraftaten in Verbindung mit Parteispenden durchsetzen zu können“ (189). Dies war zuvor an der SPD gescheitert – ein offenbar inakzeptables Verhalten, richteten sich doch 70 Prozent der Ermittlungsverfahren gegen FDP-Mitglieder. An diese Analyse hat Zierold eine koalitionstheoretische Einordnung angehängt, die keine weiteren Erkenntnisse mit sich bringt.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.313 | 2.331 | 2.321 | 2.322 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Kay Zierold: Der Bruch der sozial-liberalen Koalition. Herbolzheim: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/20169-der-bruch-der-sozial-liberalen-koalition_23497, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 23497 Rezension drucken