Die europäische Integration – also der Transfer nationaler Souveränität auf die gemeinschaftliche Ebene – war über lange Phasen durch eine Vertiefung der staatlichen Zusammenarbeit, eine Ausweitung der Kompetenzen und Erweiterungsschritte der Union gekennzeichnet. Seit einigen Jahren können aber Vertiefungen der Zusammenarbeit, die nicht alle Mitgliedstaaten mitgehen (wollen), festgestellt werden. Nicht zuletzt die Diskussion über einen möglichen Austritt Großbritanniens untermauert die Notwendigkeit der politikwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit diesem Phänomen. Der Sammelband, der aus einer Tagung im Dezember 2014 in Berlin resultiert, ist dieser Analyse und damit auch der politischen Entwicklung der europäischen Zusammenarbeit gewidmet. Dabei erfolgt eine Konzentration auf das Konzept der differenzierten Integration – also der variablen Vertiefung von staatlicher Zusammenarbeit in verschiedenen nationalen Konstellationen. Das Konzept der differenzierten Integration wird dabei eingangs im Beitrag von Daniel Göler sehr gut herausgearbeitet und in den Kontext der politischen Entwicklung in der Europäischen Union gesetzt. Damit werden vor allem die Fallbeispiele des Sammelbandes vorbereitet. In den weiteren Beiträgen widmen sich die Autoren Beispielen wie der Eurogruppe oder der Gemeinsamen Außen‑ und Sicherheitspolitik. Auch über die Union hinaus werden die Effekte differenzierter Integrationsschritte beleuchtet, indem diese mit Blick auf EU‑Partnerländer und Beitrittskandidaten analysiert werden. Allerdings muss trotz der guten Beiträge kritisch angemerkt werden, dass dem Sammelband ein Rahmenbeitrag fehlt, in dem zu Beginn stärker auf die Konzeption oder am Ende auf die Ergebnisse zusammenfassend eingegangen wird. Vor allem die Titelfrage nach dem Anfang vom Ende wird nicht umfassend behandelt.