Der amerikanische Neokonservatismus und die Aussenpolitik der USA
Kaum eine politische Idee und Bewegung hat in den vergangenen Jahren für derart erbitterte Diskussionen gesorgt wie der US-amerikanische Neokonservatismus und seine tatsächlichen oder vermeintlichen Protagonisten. Während mittlerweile nicht nur – zu unrecht – nahezu alle Akteure der Bush-Regierung als neokonservativ charakterisiert werden und dies teilweise, wie Pascal Fischer in seinem Beitrag behauptet, fast synonym für einen Faschismus-Vorwurf steht, ist das praktische Wissen nach Ansicht des Herausgebers allgemein eher gering. Genau an dieser Stelle möchte er einsetzen und kompiliert daher Beiträge führender Neokonservativer in deutscher Übersetzung, ergänzt diese um ein Interview mit Michael A. Ledeen, einem der neokonservativen Vordenker, und fügt dann fünf Analysen neokonservativen Einflusses auf die US-Außenpolitik an. Erhellend sind dabei vor allem Geissbühlers These von einer Konvergenz neokonservativer außenpolitischer Ideen mit den außenpolischen Positionen der Bush-Regierung sowie die präzise Analyse dieses Einflusses im Vorfeld des Irak-Krieges von Patricia Greve. Insgesamt fehlt dem Sammelband ein wenig die konzeptionelle Konsequenz: Die Beiträge neokonservativer Autoren sind recht kurz gehalten und zu aktuell, um sich auf ihrer Grundlage ein eigenes substanzielles Bild von Einfluss und Ideenstruktur im Vorfeld und zu Beginn der Bush-Regierung machen zu können, das Interview ist knapp und oberflächlich, die Analysen sind an einigen Stellen redundant. So ergibt sich weder eine wirklich breite Auseinandersetzung mit dem US-Neokonservatismus, noch hat das Buch den Charakter eines Lehrbuches. Insgesamt bleibt nur die isolierte, wenngleich sehr lohnenswerte Lektüre der einzelnen Beiträge.