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Ines-Jacqueline Werkner / Ulrike Kronfeld-Goharani (Hrsg.)

Der ambivalente Frieden. Die Friedensforschung vor neuen Herausforderungen

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011; 258 S.; 34,95 €; ISBN 978-3-531-17692-5
Die Autoren befassen sich mit den neuen Problemen, Herausforderungen und Perspektiven, die durch die grundlegenden Veränderungen des internationalen Systems nach dem Ende des Ost-West-Konflikts und den neuen Formen des Krieges in den Vordergrund der Friedenspolitik gerückt sind. Als wichtigste Veränderung gilt, dass mit dem Zusammenbruch der bipolaren Weltordnung „Kriege wieder führbar geworden sind“ (10) – sei es zur Durchsetzung von partikularen Wirtschafts- und Sicherheitsinteressen, sei es zum Schutz von Menschenrechten oder als kleineres Übel zur Verhinderung von Völkermorden. Vor diesem Hintergrund diskutieren die Autoren allgemeine Fragen wie jene nach der responsibility to protect, die Grenzen und Potenziale der europäischen Friedenspolitik sowie die Herausforderungen durch aktuelle Konfliktherde wie Irak, Pakistan und Iran. Besonders interessant sind die Beiträge von Dieter Senghaas und Jakob Rösel. Senghaas widerspricht den allgemeinen Diagnosen, die von einer fundamentalen Veränderung der Weltordnung nach 1990 sprechen und betont, dass die Friedenspolitik in vielen Bereichen vor denselben Aufgaben stünde wie zu Zeiten des Ost-West-Konflikts. In einer zerklüfteten Welt bestünde zwischen einer hoch entwickelten „OECD-Welt“ (73) und den unterentwickelten Peripherien nach wie vor eine asymmetrische Interdependenz, die einen nachhaltigen Frieden blockiere, und nach wie vor seien viele Regime weit entfernt davon, zu einem robusten „Weltrecht“ (81) zu kristallisieren. Rösel leuchtet in die black box Pakistan hinein und warnt, dass der von regionalen Konflikten geschwächte Nuklearstaat nicht nur seit Langem die Souveränität über sein Territorium verloren habe, sondern auch von radikalen fundamentalistischen Kräften unterwandert werden könnte. Der Sammelband ist aus der Ringvorlesung „20 Jahre nach dem Ende des Krieges – Zur Ambivalenz gegenwärtiger Friedenspolitik“ hervorgegangen, die im Sommersemester 2010 vom Arbeitsbereich Friedens- und Konfliktforschung des Instituts für Sozialwissenschaften der Christian-Albrechts-Universität Kiel organisiert wurde.
Marius Hildebrand (HIL)
M. A., Politikwissenschaftler, Doktorand, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.41 | 4.1 | 2.61 | 3.6 | 5.44 | 2.2 | 2.63 Empfohlene Zitierweise: Marius Hildebrand, Rezension zu: Ines-Jacqueline Werkner / Ulrike Kronfeld-Goharani (Hrsg.): Der ambivalente Frieden. Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33569-der-ambivalente-frieden_40176, veröffentlicht am 04.08.2011. Buch-Nr.: 40176 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken