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Irene Dingeldey

Der aktivierende Wohlfahrtsstaat. Governance der Arbeitsmarktpolitik in Dänemark, Großbritannien und Deutschland

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2011 (Schriften des Zentrums für Sozialpolitik 24); 541 S.; kart., 45,- €; ISBN 978-3-593-39386-5
Habilitationsschrift Bremen; Begutachtung: K. Gottschall, F. Nullmeier. – Irene Dingeldey, die sich seit etlichen Jahren mit Fragen der Arbeitsmarktpolitik befasst, legt eine Studie vor, die mindestens im deutschen Sprachraum einen Maßstab vergleichender Sozialpolitikforschung setzen dürfte. Dies gilt gleichermaßen für die empirischen Befunde wie für die konzeptionelle Anlage und methodische Durchführung der Untersuchung. Dingeldeys Thema ist der Paradigmenwechsel vom fürsorgenden zum aktivierenden Sozialstaat, in dessen Zuge in etlichen EU-Staaten „universalisierte Rechtsansprüche auf standardisierte materielle Leistungen abgebaut und durch individualisierte und konditionalisierte Leistungen ersetzt“ (19) worden sind. Weil in diesem Prozess nicht mehr Vollbeschäftigung, sondern die Förderung von Beschäftigungsfähigkeit als leitendes Ziel gilt, kommt der Arbeitsmarktpolitik eine Schlüsselrolle zu. Die Autorin konzentriert sich auf die Transformation der Arbeitsmarktpolitik – sowie flankierend der Steuer- und Familienpolitik – in Dänemark, Großbritannien und Deutschland seit Beginn der 1990er-Jahre bis 2005. Methodische Basis ist ein qualitativ vergleichendes Forschungskonzept, wobei die Länderauswahl ein Most-Similar-Design (möglichst homogene Ländergruppe) mit der Konkordanzmethode verbindet, die die Bedeutung der institutionellen Unterschiede hervorhebt. Von den zahlreichen vorliegenden Arbeiten zu dieser Thematik hebt sich Dingeldeys Studie in erster Linie durch die systematische Einbettung der politikfeldspezifischen Entwicklungen in eine Governanceperspektive ab. Weil die Etablierung des aktivierenden Wohlfahrtsstaats zugleich erhebliche Konsequenzen für den Modus von Staatlichkeit insgesamt impliziert, richtet sich die Analyse ebenso auf neue Formen der Governance von Policies (als abhängiger Variable) wie auf solche der Governance von Politics (als unabhängiger Variable). Bei der Arbeit handelt es sich um eine überzeugende Anwendung des von Mayntz/Scharpf entwickelten akteurzentrierten Institutionalismus, den Dingeldey durch Berücksichtigung länderspezifischer Reformdiskurse sinnvoll erweitert.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.262 | 2.342 | 2.21 | 2.61 | 2.32 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Irene Dingeldey: Der aktivierende Wohlfahrtsstaat. Frankfurt a. M./New York: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34480-der-aktivierende-wohlfahrtsstaat_41413, veröffentlicht am 02.08.2012. Buch-Nr.: 41413 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken