Der 17. Juni 1953 im Spiegel sowjetischer Geheimdienstdokumente. 33 geheime Berichte des Bevollmächtigten des Innenministeriums der Sowjetunion in Deutschland vom 31. Mai bis zum 18. Juli 1953 über die Ereignisse in der DDR. Dokumente aus dem Zentralarchiv des Föderalen Sicherheitsdienstes der Russischen Föderation
Der Volksaufstand des 17. Juni 1953 in der DDR gilt als gut erforscht. Dennoch bringt dieser Band auch aus politikwissenschaftlicher Sicht interessante neue Aufschlüsse. Die versammelten 33 geheimen Berichte des Bevollmächtigten des Innenministeriums der Sowjetunion in Deutschland, die ursprünglich als vernichtet galten und erst im Jahr 2003 wiedergefunden bzw. freigegeben wurden, „reflektieren“, so heißt es in der Einführung in den Band, „wie die Spitze eines der bedeutendsten sowjetischen Apparate Ursachen, Verlauf und Konsequenzen des Aufstandes analysierte“ (8). Dabei wird zudem aus den Berichten ersichtlich, welche Institutionen auch vier Jahre nach der Gründung der DDR im Staat in Fragen des Machterhalts den entscheidenden Einfluss ausübten. Denn aus den Dokumenten ist deutlich zu ersehen, dass Grotewohl und Ulbricht die Kontrolle über die Situation verloren hatten und die sowjetischen Apparate die zentralen Akteure stellten. Zudem zeigt sich in den Überlegungen der Berichte, welchen Denkweisen und ideologischen Prämissen gefolgt wurde. Damit wird en détail die Datenlage und Genese der Entscheidungsfindung, wie sie für die Moskauer Politikern seinerzeit darstellte, deutlich.