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Theodor Bergmann

Der 100-jährige Krieg um Israel. Eine internationalistische Position zum Nahostkonflikt

Hamburg: VSA 2011; 86 S.; 8,80 €; ISBN 978-3-89965-460-8
Mit seinem Essay zum nunmehr 100-jährigen Israel-Palästina-Konflikt verfolgt Bergmann zwei Ziele. Zum einen analysiert er die Möglichkeiten und Hindernisse einer friedlichen Lösung im Nahen Osten. Dafür wirft er zunächst einen kurzen Blick auf die vergangenen Entwicklungen, dem sich eine ausführlichere Analyse der Gegenwart anschließt. Zum anderen plädiert er für eine Rückkehr zur Sachlichkeit in der Nahost-Debatte innerhalb der politischen Linken. Obwohl auch für den Essay selbst der Anspruch einer sachlichen Auseinandersetzung formuliert ist, erweisen sich weite Teile als zu sehr vom marxistischen Weltbild des Autors geprägt. Diese Analyseperspektive verheimlicht Bergmann keineswegs. So stellt er gleich in der Einleitung fest, dass seine Ausführungen aus dem Blickwinkel des kritischen Kommunismus und revolutionären Internationalismus geschrieben sind. Allerdings führt genau diese politische Haltung zu einer Parteilichkeit, die einer sachlichen Debatte entgegensteht. Dies wird an mehreren Stellen deutlich, beispielsweise im historischen Teil, in dem er nicht zuletzt die Kollektivschuld der Deutschen für den Nationalsozialismus ablehnt und den alleinigen Schuldigen noch immer außerhalb der Arbeiterbewegungen und -parteien sucht. Darüber hinaus offenbart sich auch in seiner Kritik an der Nationalisierung der linken Politik seine eingeengte Sichtweise des Konflikts. Die derzeitige Debatte innerhalb der Linken sowohl auf israelischer als auch auf deutscher Seite stellt für ihn die konkrete Abkehr vom sozialistischen Internationalismus dar. Dies sei der falsche Weg, um eine friedliche Lösung im Nahen Osten herbeizuführen. Er übersieht in seiner marxistischen Analyse allerdings, dass die Ursachen des Konflikts nicht allein klassenkampftheoretisch zu begründen sind, sondern tiefere Wurzeln haben. Somit verfehlt seine Forderung an die linken Bewegungen, zu den traditionellen internationalistischen Forderungen zurückzukehren, das eigentliche Ziel seiner Schrift. Mit seinen abschließenden Appell für zukünftige Politik, „gegen jeden Imperialismus (der US- und der Iran-Regierung), gegen jeden Antikommunismus (der Regierungen in Washington und Teheran), gegen jeden Antisemitismus und Rassismus überall, für sozialistischen Internationalismus“ (83), offenbart er zugleich, dass es ihm lediglich um eine Verlagerung der innenpolitischen Fronten in den internationalen Bereich geht.
Anja Franke-Schwenk (AF)
Dr. des., wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.63 | 4.41 | 2.25 | 2.23 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Anja Franke-Schwenk, Rezension zu: Theodor Bergmann: Der 100-jährige Krieg um Israel. Hamburg: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33919-der-100-jaehrige-krieg-um-israel_40648, veröffentlicht am 28.07.2011. Buch-Nr.: 40648 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken