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Günter Fippel

Demokratische Gegner und Willküropfer von Besatzungsmacht und SED in Sachsenhausen (1946 bis 1950) Das sowjetische Speziallager Sachsenhausen - Teil des Stalinschen Lagerimperiums. Unter Mitarbeit von Paul Radicke. Mit einem einführenden Essay von Klaus-Dieter Müller

Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2008; 270 S.; hardc., 32,- €; ISBN 978-3-86583-251-1
Fippel, einer „der besten Kenner der Literatur zu sowjetischer Repression“ (33), wie Müller – Mitarbeiter der Dokumentationsstelle der Stiftung Sächsische Gedenkstätten in Dresden – ihn charakterisiert, berichtet „vom Leben, Leiden und Sterben jener, die als Opfer eines übersteigerten Sicherheitswahns der Besatzer oder als potentielle und aktive Gegner einer Sowjetisierung im östlichen Deutschland in Sachsenhausen die schlimmsten Jahre ihres Lebens zubrachten“ (39). Das frühere SS-Konzentrationslager sei das größte Sonderlager gewesen, das von der sowjetischen Geheimpolizei NKWD 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone eingerichtet worden sei. Mit diesen Lagern sei das Ziel verfolgt worden, „der deutschen Bourgeoisie das Rückgrat zu brechen“ und so Stalins neue Einflusssphäre in Mitteleuropa zu sichern, schreibt der Autor. Im ersten umfangreichen Teil beschreibt er die Umgestaltung des Konzentrationslagers in das Sonderlager, schildert den Häftlingsalltag und zeigt typische Aspekte der Konstituierung einer Lagergesellschaft auf. Nach Kriegsende galt es dort zunächst, Verantwortliche für NS-Verbrechen zu bestrafen, doch mit der Zeit gerieten auch viele Unschuldige in den Sog stalinistischer Willkür. Daher kommen vor allem Gegner des SED-Regimes zu Wort, die sozialdemokratisch, liberal, christdemokratisch oder kirchlich geprägt waren. Fippel beschreibt, wie sich dieses Speziallager Nr. 7 immer mehr zu einem „der wichtigsten Machtinstrumente bei der Sowjetisierung des östlichen Teils Deutschlands“ (30) entwickelte und stellt es in die „Tradition der 1918 begründeten ‚konzentrazionnyje lagerja’“ (39). In einem weiteren Teil gibt der Autor einen Überblick über die sowjetische Repressionsgeschichte von 1917 bis 1953, dem Todesjahr Stalins, und stellt dabei immer wieder den Bezug allgemeiner sowjetischer Entwicklungen zum Schicksal von Insassengruppen in Sachsenhausen her. Die Erstellung der Studie wurde von der Leitung der Arbeitsgemeinschaft Lager Sachsenhausen e. V. angeregt und unterstützt.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.314 | 2.62 | 2.25 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Günter Fippel: Demokratische Gegner und Willküropfer von Besatzungsmacht und SED in Sachsenhausen (1946 bis 1950) Leipzig: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29814-demokratische-gegner-und-willkueropfer-von-besatzungsmacht-und-sed-in-sachsenhausen-1946-bis-1950_35315, veröffentlicht am 27.01.2009. Buch-Nr.: 35315 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken